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Basketball

Basketball hat sich im letzten Jahrzehnt in ein athletisches, schnelles Spiel mit viel Körpereinsatz und einem äußerst komplexen Anforderungsprofil gewandelt. Die motorischen Hauptbeanspruchungen liegen im Bereich der Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und koordinativen Fähigkeiten. Grundvoraussetzung für das Basketballspiel ist eine sichere Beherrschung der Grundtechniken.

Gefährdete Centerspieler
Die Verletzungsrate beim Basketball liegt zwischen 2 und 18 Verletzungen pro 1.000 Einsätze, die vor allem bei der Reboundarbeit unter dem Korb entstehen. Dies erklärt das erhöhte Verletzungsrisiko insbesondere bei den Centerspielern. Häufige Verletzungsursache ist der Kontakt mit dem Gegenspieler, wobei die meisten Verletzungen bei Punktspielen entstehen. Am häufigsten kommt es beim Basketball zu Distorsionen oder Verletzungen des Kapsel-Band-Apparates. Hierbei ist zumeist das obere Sprunggelenk betroffen, gefolgt von Kniegelenk und Hand. Obwohl Basketball viele Überkopfelemente beinhaltet, sind Verletzungen im Bereich des Kopfs eher selten. Zahnverletzungen kommen dagegen überraschend häufig vor.

Überlastete Kniegelenke
Während das Sprunggelenk bei den Akutverletzungen im Fokus steht, ist bei über 50 Prozent der Überlastungsschäden das Kniegelenk betroffen. Als sportartspezifischer Überlastungsschaden sei das „jumper's knee" erwähnt, das vor allem bei Männern auftritt. Das Auftreten solcher Überlastungsbeschwerden ist unter anderem abhängig von der Bodenqualität des Spielfelds: Mit zunehmender Härte der Spielfläche treten auch vermehrt Knieprobleme auf.

Geforderte Betreuer
Die medizinischen Betreuer von Basketballspielern können neben der Akutversorgung wertvolle Dienste bei der Verletzungsprophylaxe leisten, zum Beispiel durch optimales Warm-up und Cool-down sowie ein propriozeptives Training. Auch die leicht zu beeinflussenden Umfeld- und Umwelteinflüsse wie schlechte Bodenverhältnisse, die Hallentemperatur, nicht ausreichende Sicherheitszonen und schlechte oder nicht eingetragene Ausrüstungsteile müssen die Betreuer immer im Blick haben und gegebenenfalls in Absprache mit dem Sportler optimieren. Auch Themen wie Ernährung und Flüssigkeitssubstitution sowie die Auswahl des Schuhwerks fallen in den sportmedizinischen Beratungsbereich.

Nachdem die Basketball-Bundesliga dieses Jahr einmal wieder gezeigt hat, dass in dieser Sportart alles möglich ist - die vier bestplatzierten Teams der Hauptrunde sind bereits im Viertelfinale ausgeschieden - drücken wir der deutschen Nationalmannschaft für das WM-Turnier die Daumen und hoffen auf ein verletzungsarmes „Spät-Sommermärchen".
 
Lokalisation von Verletzungen bei Basketballern

  • untere Extremität 60-70%
  • obere Extremität 20-25%
  • Kopf 5-10%
  • Körperstamm 1-5%
  • Erhöhtes Verletzungsrisiko durch
  • kurzfristige Einwechslungen und damit verbundene fehlende Warm-up-Phase
  • verkannten Flüssigkeitsverlust
  • schlechte Bodenverhältnisse wie Verschmutzungen oder Feuchtigkeitsansammlungen
  • Verletzungsprophylaxe
  • Warm-up, Cool-down, Stretching
  • Mundschutz

sprunggelenksspezifische Vorbeugung: gezielte Verbesserung der propriozeptiven und koordinativen Leistungsfähigkeit, Integration von Übungen in das Mannschaftstraining (Weichbodenmatte, Kippkreisel etc.), gezielte Kräftigung der Peronealmuskulatur, ggf. externe Stabilisierung des Sprunggelenk (Tapeverbände, Orthesen, hohe Schuhe).

Behindertensport

Olympia in Peking ist Geschichte: Perfekt organisiert und mit zum Teil überraschenden Rekorden. China hat sein Ziel erreicht und ist die erfolgreichste Sportnation. Auch bei den Paralympics wurde um gold, Silber und Bronze gekämpft.
Bei den Paralympics 2008 kämpfen 4.000 Athleten in 20 Sportarten um Medaillen. Mit 170 Sportlern stellt Deutschland eine große Mannschaft. Bei der inoffiziellen Wertung der Länder möchten der Deutsche Behindertensportverband (DBS) und das Nationale Paralympic Committee (NPC) in diesem Jahr auf einem der vorderen Plätze landen. Medizinisch betrachtet stellen die Paralympics eine große Herausforderung dar, da die lange Anreise und die klimatischen Verhältnisse besonders für Sportler mit schwersten Behinderungen wie etwa einer Multiplen Sklerose oder Lähmungen sehr belastend sind. Das medizinische Team unter der Leitung von Dr. Jürgen Kosel besteht aus acht erfahrenen Behindertensportärzten sowie 18 Physiotherapeuten. In der Vorbereitungsphase war die enge Betreuung der Athleten sehr wichtig. Dazu haben alle DBS-Sportärzte einen großen Beitrag geleistet. Die medizinische Beurteilung der Leistungsfähigkeit ist Voraussetzung der Nominierung für die Paralympics.  

Verletzungen und Erkrankungen im Behindertensport wurden seit den Paralympics 1992 in Barcelona konsequent dokumentiert und ausgewertet. Bei den Verletzungen stehen die sportartspezifischen Probleme im Vordergrund und unterscheiden sich nur wenig vom Nichtbehindertensport. Sie sind allerdings überlagert von der Anpassung des Sports an die Behinderung. So gibt es zum Beispiel keine Bandverletzungen am Sprunggelenk beim Rollstuhlbasketball, dafür umso mehr Kontusionen und Distorsionen an den Fingern. Zu den behinderungsbedingten Problemen, die die sportliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können und immer zusätzlich bedacht werden müssen, gehören zum Beispiel Druckgeschwüre bei Querschnittsgelähmten oder im kraftübertragenden Bereich bei der Prothesenversorgung Amputierter. Diese können den Einsatz der Athleten gefährden. Bei Sehbehinderten kommt es gehäuft zu (Anstoß-)Verletzungen. Überlastungssyndrome sind durch den erhöhten Muskeltonus bei Menschen mit einer zentralen Lähmung zu beachten.

Dr. Markus Zimmer

Eishockey

Die hohe Spielgeschwindigkeit beim Eishockey mit einer erreichten Eigengeschwindigkeit des Spielers von bis zu 50 Kilometern pro Stunde erfordert von den Athleten ein ausgeprägtes Maß an Aktions-, Reaktions- und Kraftschnelligkeit mit der Fähigkeit, schnell zwischen Stop- und Go-Bewegungen zu wechseln, abrupt abzubremsen, wieder zu beschleunigten und flinke, rasche Richtungswechsel und Bogenläufe auszuführen. Voraussetzung ist deshalb ein optimal trainierter Spieler mit hohen koordinativen Fähigkeiten, der über ein hervorragendes schlittschuhläuferisches Können, eine ausgefeilte Technik im Umgang mit den Spielgeräten Schläger und Puck verfügt sowie Konzentrationsvermögen und Verständnis für Spieltaktik aber auch Fairness besitzt. Nur dadurch kann das Verletzungsrisiko minimiert werden.

Konditionsmangel birgt Verletzungsgefahr
Das hohe motorische Beanspruchungsprofil erfordert von den Eishockeyspielern eine sportartspezifisch ausgerichtete Schnelligkeits- und Kraftausdauer, um diese intensiven zyklischen und azyklischen Bewegungsabläufe durchzuführen und dabei noch entsprechenden Ideenreichtum wie beispielsweise Spielwitz aufzubringen und sich auf unterschiedliche Situationen einstellen zu können. Mit nachlassender Kondition und damit Konzentration nimmt auch die Verletzungshäufigkeit proportional zu.

Stock und Hartgummischeibe können Schlag- oder Stichverletzungen beziehungsweise Prellungen und Platzwunden bis hin zu knöchernen Verletzungen durch den mit bis zu 160 Kilometern pro Stunde aufprallenden Puck hervorrufen. Auch kann es - insbesondere bei entsprechenden Gegnereinwirkungen - durch die die Eisfläche umgebende Bande zu Anprallverletzungen kommen. Wie in den meisten anderen Sportarten lässt sich auch beim Eishockey eine zunehmende Athletik, Schnelligkeit und Aggressivität feststellen, was wiederum zu einem erhöhten Verletzungsrisiko führen kann. Grundvoraussetzung, um Verletzungen zu vermeiden, ist neben Trainingszustand, Spielverständnis, Disziplin sowie einer modernen Ausrüstung des Akteurs die professionelle Ausbildung der Schiedsrichter.

Eishockeyspezifische Verletzungen
Etwa 75 Prozent der Verletzungen beim Eishockey entstehen aufgrund eines akuten Traumas, 25 Prozent sind Überlastungsschäden. Etwa 70 Prozent der Verletzungen ereignen sich im Wettkampf, circa 30 Prozent beim Training. Mit 59 Prozent sind am häufigsten die Stürmer von Verletzungen betroffen, gefolgt von den Verteidigern mit 34 Prozent und den Torhütern mit 7 Prozent.  

Die Verletzungen verteilen sich am Körper des Eishockeyspielers wie folgt:

  • 33 % Kopf/Gesicht
  • 21 % Arme/Hände
  • 17 % Beine/Hüfte/Knie
  • 11 % Füße/Sprunggelenke
  • 10 % Halswirbelsäule/Schulter
  • 8 % Lendenwirbelsäule/Rumpf

 

Kopf:

Die häufigsten Verletzungen kommen am Gesicht, Hals und Schädel des Spielers vor. In der Regel handelt es sich um Platz-, Schnitt- und/oder Risswunden ohne knöcherne Beteiligung, die direkt im Eisstadion versorgt werden und ein Weiterspielen erlauben. Sie gelten als Bagatellverletzungen und gehen deshalb auch meist nicht in die Statistiken ein. Schwere Verletzungen des Schädels wie Jochbein-, Mittelgesichtsbruch oder Augenverletzungen (Orbitabodenverletzungen, „Blow-out-Frakturen") mit Störungen des Sehvermögens sind durch das Tragen von Halbvisieren selten geworden. Auch schwere Schädelprellungen bis hin zum Schädelhirntrauma sind eine Rarität. Das Tragen von Gitterhelmen wird den Spielern dringend empfohlen.

Wirbelsäule und Rumpf:

An Brust- und Halswirbelsäule kommen durch Kontaktkollisionen mit anderen Spielern oder der Bande vor allem Prellungen häufig vor. Rippenprellungen oder -frakturen sind selten und heilen meist folgenlos aus. Etwas schwerer wiegen Prellungen der Halswirbelsäule, insbesondere durch direkte Checks von hinten gegen die Bande. Vorbeugend wirken ein striktes Anwenden des Regelwerks sowie eine harte Bestrafung des Athleten. Muskuläre Dysbalancen der Wirbelsäule spielen bei Verletzungen eine nicht unerhebliche Rolle, was durch entsprechende Vorbereitung mit computergesteuerten Trainingsgeräten aber bestens zu beeinflussen wäre.

Arme:

Häufigste Verletzungen an den Armen betreffen die Schulter, meist ausgelöst durch einen Sturz oder ein direktes Anprallen gegen die Bande. Typische Schulterverletzungen sind Läsionen des Schultereckgelenks, Prellungen und Schulterluxationen. Brüche des Schulterblatts durch Stockschläge und Puck-Konzessionen sind durch die sich immer besser entwickelten Schulterprotektoren seltener geworden. Auch die Schleimbeutelentzündungen der Ellbogengelenke konnten durch den Ellbogenschutz minimiert werden. Brüche der Fingermittelknochen entstehen vorwiegend durch direkte Kontusionen von Puck oder Schläger, Kahnbeinbrüche entstehen vor allem durch Checks gegen die Bande, Kombinationsverletzungen stellen Kapsel- und Bandverletzungen teilweise mit Fingerluxationen dar („Goal keeper's thumb").

Beine:

Die häufigsten Verletzungen an den Beinen sind Kapsel-Bandverletzungen des Kniegelenks und hier insbesondere der Riss des Knie-Innenbandes, ausgelöst durch ein so genanntes Valgustrauma während eines Zweikampfs. Diese isolierte innere Seitenbandruptur heilt meist folgenlos unter konservativer Therapie aus. Nur wenn begleitend eine weitere Knieverletzung wie beispielsweise ein Meniskus- oder Kreuzbandriss vorliegt, wird eine Operation sowie eine anschließende suffiziente Rehabilitation erforderlich. Seltener sind Brüche der Kniescheibe durch direktes Anpralltrauma gegen die Bande, häufiger finden sich direkte Kontusionsverletzungen durch Puck oder Stock im Schuhrandbereich hin bis zu Frakturen der Fußwurzel- und Mittelfußknochen. Die häufigsten Verletzungen des oberen Sprunggelenks sind fibulare Bänderrisse und Syndesmosenverletzungen. Die häufigsten Muskelverletzungen entstehen durch direkte Kontusionen, einmal im Wadenbereich und vor allem die Zerrung von Adduktoren und Leiste, insbesondere die Torhüter betreffend durch die weiten Ausfallschritte. Die Verletzungen können durch entsprechende Trainings- und Dehnungsprogramme deutlich minimiert beziehungsweise gänzlich verhindert werden.
Um Spätschäden und Folgeschäden zu verhindern, ist für alle genannten Verletzungen eine völlige Ausheilung und Wiederherstellung entscheidend.

Vorbeugung von Verletzungen beim Eishockey

  • richtige Kleidung: Plastikhelm mit Gittervisier, Schoner, Zahnschutz, Handschuhe, Schlittschuhe
  • optimale Vorbereitung des Spielers: gute Kondition, sehr guter Trainingszustand im Kraftausdauerbereich und in der Schnelligkeit, körperliche Geschicklichkeit inklusive Reaktionsfähigkeit, Einhalten der Regeln, mentale Einstellung, Disziplin
  • professionelle Schiedsrichter: korrekte Regelauslegung, entsprechend hartes Durchgreifen zum Beispiel bei „High Sticking" und „Cross-Check"
  • erfahrene Mannschaftsärzte: laufende Kontrollen der Spieler per Leistungsdiagnostik, mentales Training, Überwachung der korrekten Schutzkleidung, Einwirkung auf Schiedsrichter bei groben Fouls.

Dr. Dietolf Hämel

Eiskunstlauf

Die Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft 2010 fand vom 22. bis 28. März in Turin/Italien im Torino Palavela statt, wo bereits vier Jahren zuvor die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Weltmeisterschaften im Anschluss an Olympische Spiele sind immer wieder eine besondere Herausforderung für Athleten und Betreuer. Neben der Form gilt es auch die entsprechende Motivation zu erhalten bzw. neu aufzubringen.
Eiskunstlauf ist eine Sportart, die Kunst und Ästhetik mit Kraft und Athletik in einzigartiger Weise vereint. Galt Eiskunstlauf früher als Wintersportart, so kann aufgrund der wachsenden Zahl an Eishallen vielerorts Eislaufen auch ganzjährig ausgeübt werden. Eiskunstlauf beinhaltet insgesamt vier Disziplinen: Einzel (Männer und Frauen), Paarlaufen sowie den Eistanz. Der Paarlauf kombiniert die klassischen Elemente wie Sprünge, Sprungkombinationen, Pirouetten und Drehungen mit Hebefiguren und Würfen, wohingegen beim Eistanz neben den rein sportlichen Anforderungen der tänzerische Aspekt mit Interpretation der Musik im Vordergrund steht.
Extreme technische Anforderungen
Wie kaum eine andere Sportart kombiniert das Eiskunstlaufen die sportmotorischen Eigenschaften Kraft (die Schnellkraft, Kraftausdauer und Maximalkraft umfasst), Beweglichkeit, Artistik, Musik- und Rhythmusgefühl und nicht zuletzt die Kombination der einzelnen Fähigkeiten zu einem „motorischen Ganzen". Die steigenden technischen Anforderungen sind unter Berücksichtigung der genannten motorischen Größen nur mit einem im Kindesalter beginnenden und auf Langfristigkeit ausgelegten Training zu meistern. Elite-Eiskunstläufer trainieren im Schnitt bis zu acht Stunden pro Tag, sechsmal die Woche, zwischen zehn und elf Monate im Jahr. Bereits im Kindesalter sind 10 bis 14 Stunden Training pro Woche keine Seltenheit. Es gilt dabei, die verschiedenen motorischen Fähigkeiten zunächst zu erlernen und später durch Repetition im Training zu vertiefen.
Akute und chronische Verletzungen
Trotz großer Trainings- und Wettkampfbelastungen ist die Gesamtzahl der Verletzungen beim Eiskunstlaufen bezogen auf die Trainingsstunden als gering anzusehen. So kommt es durchschnittlich zu 1,4 Unfällen mit Verletzungsfolge pro 1.000 Trainingsstunden.
Grundsätzlich müssen akute von chronischen Verletzungen und Überlastungsschäden abgegrenzt werden. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Disziplinen maßgeblich voneinander: Während im Einzellaufen die Überlastungsschäden wie chronische Sehnenbeschwerden und Ermüdungsbrüche im Vordergrund stehen, überwiegen sowohl im Paarlauf als auch im Eistanz die akuten Verletzungen durch Stürze und Kollisionen. Bei den chronischen Verletzungen und Überlastungsproblemen sind meist die unteren Extremitäten betroffen. Man findet Ermüdungsbrüche (bis 20 Prozent) ebenso wie Sehnenerkrankungen (Jumpers Knee 15 Prozent) und Schleimbeutelentzündungen über den Knöcheln und dem Fußrücken durch die chronische Druckbelastung. Das akute Verletzungsspektrum reicht von Hautabschürfungen über Sprunggelenksverstauchungen bis hin zu Frakturen und Schädelverletzungen.
Psychische Erkrankungen
Neben den akuten und chronischen Verletzungen mit Überlastungsphänomenen des Bewegungsapparates spielen auch psychophysische Erkrankungen wie Ess- und Ernährungsstörungen, die „Female Athlete Triad" (Essstörung, Amenorrhö und Osteoporose), aber auch rein psychologische Problemkreise in der Wechselbeziehung und Einflussnahme zwischen Athlet, Trainer und Eltern eine wichtige, nicht zu vernachlässigende Rolle. Gerade bei diesen komplexen Störungen, die vielfach eine sehr variable und auch vielgestaltige Ursache haben, ist eine Zusammenarbeit der einzelnen Personengruppen im Sinne der Vorbeugung ein entscheidendes Maß für den Erfolg im medizinischen und letztlich im sportlichen Bereich.
Anforderungen an den Sportarzt
Die Anforderungen an den Sportarzt umfassen fast das gesamte Spektrum der Sportmedizin. Stehen während der Wettkämpfe vor allem akute Verletzungen im Vordergrund, so kommt es in den Trainingsphasen neben Verletzungen sehr häufig zu Überlastungsproblemen. Internistische und allgemeinmedizinische Fragestellungen wie beispielsweise chronischer Eisenmangel gehören ebenso dazu wie Infekte und „overstrain" (=Überforderung).
Insgesamt gesehen ist Eiskunstlaufen eine Sportart, die trotz intensiver körperlicher Belastung und einem großen zeitlichen Aufwand verschiedene motorische Eigenschaften bereits im Kindes- und Jugendalter fördert und gemessen an anderen Sportarten trotzdem ein relativ geringes Verletzungsrisiko aufweist.

Tabelle: Akute Verletzungen bei Elite-Junior-Eiskunstläufern
(Dubravcic-Simunjak et al. 2003)

 

Damen
n=236

Herren
n=233

 

Einzel
n=107

Paarlauf
n=61

Eistanz
n=68

Einzel
n=104

Paarlauf
n=61

Eistanz
n=68

Sprunggelenksdistorsionen

16,8%

13,5%

3,4%

15,4%

10,8%

3,1%

Bandverletzungen am Knie

5,1%

1,8%

4,6%

3,1%

1,5%

Schulterluxationen

3,4%

4,6%

Weichteilverletzungen

13,5%

6,8%

7,7%

6,2%

Kopfverletzungen

13,5%

7,7%

1,5%

Oberarmfrakturen

3,4%

6,8%

6,2%

3,1%

Oberschenkelfrakturen

5,1%

3,4%

6,2%

3,1%

Knieverletzungen

3,4%

4,6%

1,5%

Handgelenksfrakturen

4,6%

3,1%

Fingerfrakturen

 

1,5%

 

 

Maßnahmen zur Vorbeugung von Verletzungen

 

  • Tragen von Helm und Protektoren beim Training
  • Vermeidung und Vorbeugung muskulärer Dysbalancen
  • variable Trainingsgestaltung
  • alternative Trainingsreize
  • aktive Erholungsmaßnahmen
  • gezieltes muskuläres Aufbautraining
  • aktive Regenerationsmaßnahmen
  • Beachtung einer guten Zusammenarbeit zwischen Athlet, Trainer, Arzt und Psychologen

Dr. Andreas Gösele-Koppenburg

Fußball

Genau 736 gesunde Fußballspieler traten in den 32 qualifizierten Mannschaften am 11. Juni 2010 zu den Vorrundenspielen der Weltmeisterschaft in Südafrika an. Leider sind Verletzungen bei den Spielern nicht immer zu vermeiden gewesen - dann war der Einsatz des medizinischen Betreuerteams gefragt.
Die häufigste Verletzung bei Fußballspielern ist die Prellung der unteren Extremität. Etwa ein Viertel der Verletzungen wiederholen sich an gleicher Stelle. Die häufige muskuläre Oberschenkelverletzung wird in zwei Arten unterteilt: zum einen die häufige Prellung der Oberschenkelstreckmuskulatur und zum anderen die Zerrung der Beugemuskulatur in Folge von Überdehnung und Abbremsen. Eine Prellung hinterlässt in der Regel eine Prellmarke, der Riss eines Muskels zeigt oftmals eine Delle. Ein Hämatom zeigt sich nur bei einer intermuskulären Verletzung. Eine intramuskuläre Verletzung bleibt ohne sichtbare Hautverfärbung. Funktionelle Muskeltests müssen die Diagnose sichern. Die akute Behandlung besteht aus dem so genannten „PECH-Schema" (Pause - Eis - Compression - Hochlagerung). Da intramuskuläre Blutungen bis zu 48 Stunden anhalten können, ist das oberste Behandlungsziel, die Blutung so gering wie möglich zu halten. Es sollten zunächst für vier bis fünf Tage keine Massagen durchgeführt werden. Als medikamentöse Therapie hat sich die Kombination aus Cox-II-Inhibitoren und entzündungshemmenden Enzympräparaten bewährt. Ergänzend haben auch homöopathische Mittel, die Arnika enthalten, gute Ergebnisse gezeigt. Akute Sehnenrupturen müssen kurzfristig operativ versorgt werden. Intramuskuläre Blutungen heilen deutlich länger als intermuskuläre Blutungen. Daher ist es für die prognostische Aussage extrem wichtig, die Blutungsart differenzialdiagnostisch zu klären. Die Prognose der muskulären Verletzungen ist gut. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass der Sportler das Training nicht zu früh wieder aufnimmt, da sonst die Gefahr der erneuten Verletzung an gleicher Stelle besteht und es somit zu einer ungleich längeren Verletzungspause kommt.

Häufig betroffen: Leiste und Knie
Ein diagnostisches Chamäleon ist der Leistenschmerz des Fußballers. Es gibt vielerlei Zustände, die den Schmerz in die Leistenregionen projizieren, unabhängig davon, ob sie auch direkt aus der Leiste stammen. Häufige Ursachen des Leistenschmerzes sind die Zerrung der Adduktoren sowie des M. Rectus Abdominis, Rectus Femoris und Iliopsoas. Differenzialdiagnostisch muss unbedingt auch immer an den Leistenbruch gedacht werden. Die Behandlung erfolgt auch hier nach der PECH-Regel und der oben erwähnten Medikamenteneinnahme.
Bei den Knieverletzungen stehen die Verletzungen des vorderen Kreuzbandes oftmals in Verbindung mit dem medialen Seitenband und dem Innenmeniskus sowie Knorpelverletzungen im Vordergrund. Insbesondere bei den Knieverletzungen ist eine schnelle Entscheidungsfindung des Mannschaftsarztes auf dem Spielfeld unabdingbar. Es muss durch den Unfallhergang, die Beschreibung des Spielers und durch eine fundierte klinische Untersuchung das Ausmaß der Knieverletzung bestimmt werden. Der Spieler muss gegebenenfalls vom Spielfeld getragen werden. Akut behandelt wird auch hier nach der PECH-Regel, welche für wenigstens 24 Stunden fortgeführt werden sollte.

Arthroskopie bei Meniskusriss
Die Meniskusverletzung ist die häufigste Verletzung des Kniegelenks im Fußballsport, wobei der Innenmeniskus fünfmal häufiger betroffen ist als der Außenmeniskus. Bei akuten Blockierungen nach einem Verdrehtrauma kann von einer frischen Meniskusverletzung ausgegangen werden. Es sollte dann zügig die Diagnostik und Therapie mittels Arthroskopie vorgenommen werden. Da die Kniegelenksarthrose nach Meniskusentfernung eine häufige Ursache für die Aufgabe des Fußballsports ist, wird die Durchführung der Meniskusnaht empfohlen, insbesondere bei den Amateuren.
Die Knorpelverletzung kommt beim Fußball isoliert und in Verbindung mit Meniskusläsionen vor. Diese Art der Verletzungen sorgt regelhaft für einen langen Ausfall des Spielers. Neben der klinischen Untersuchung ist bei der Diagnostik die Kernspintomographie hilfreich. Therapeutisch gehen die Meinungen der Sanierung von akuten Knorpelverletzungen auseinander. Die Rehabilitation ist in jedem Fall langwierig und der Spieler fällt für mindestens sechs bis acht Monate aus.

Bei Bänderverletzung meistens konservative Behandlung
Eine weitere häufige Verletzung im Fußball ist die des Sprunggelenks. Hierbei sind am häufigsten die Außenbänder betroffen und deutlich seltener die medialen Bänder. Nicht übersehen werden dürfen die Syndesmosenverletzungen, also Verletzungen der Verbindung zwischen dem Schien- und Wadenbein, und bei jugendlichen Fußballern auch die Verletzung der Wachstumsfuge. Typischer Verletzungsmechanismus ist der Gegnerkontakt, wobei das obere Sprunggelenk gestreckt und innenrotiert wird. Bei der Akutbehandlung auf dem Spielfeld steht auch hier im Vordergrund, eine rasche Entscheidung zu treffen, ob der Spieler eine signifikante Bänderverletzung erlitten hat. Wichtigste Soforttherapie ist auch hier das PECH-Schema. Es gilt die Grundregel: Je schneller die Blutung gestoppt und die Gelenksschwellung eingedämmt wird, desto kürzer ist die Rehabilitation für den Spieler. Die konservative Behandlung der Bandverletzungen am oberen Sprunggelenk steht im Vordergrund. Ausnahme bildet hier die Syndesmosenverletzung, die durch Reposition, Naht und Stellschraube oder Tight-Rope versorgt werden sollte.
Glücklicherweise selten, jedoch sehr ernst zu nehmen, sind Schädel-Hirnverletzungen. Hier ist insbesondere der erstbehandelnde Mannschaftsarzt auf dem Spielfeld gefragt. Beim geringsten Verdacht auf eine Gehirnerschütterung oder eine schwerere Hirnverletzung muss der Spieler sofort aus dem Spiel genommen und einer entsprechenden Diagnostik mittels Computertomographie zugeführt werden.
Die meisten Verletzungen ereignen sich zwischen der 31. und der 45. sowie der 76. und 90. Spielminute, also jeweils zum Ende einer Halbzeit. Sie gehen meistens auf Körperkontakt zurück. Die Hälfte aller Verletzungen wird durch Foulspiel verursacht. Die untere Extremität wird am häufigsten verletzt. Dabei steht die Oberschenkelverletzung mit 23 Prozent vor der Sprunggelenksverletzung (17 Prozent) und der Knieverletzung (16 Prozent). Unterschenkel und Leiste folgen mit 14 Prozent und 11 Prozent. Bei Turnieren oder in Wettkämpfen ist die Verletzungsgefahr deutlich höher als im Training.

Verletzungen im Fußball
Fußball ist die weltweit am weitesten verbreitete Sportart. Aufgrund der Spieldynamik und -intensität sind die Spieler sowohl akuten Läsionen als auch chronischen Stressverletzungen ausgesetzt. Dabei sind vor allem Füße, Sprung- und Kniegelenke betroffen.
Wie auch bei vielen anderen Sportarten weist der Fußball sowohl extrinsische als auch intrinsische Faktoren auf, die das Entstehen von Verletzungen beeinflussen (siehe nebenstehende Tabelle). Aufgrund der hohen Bodenhaftigkeit und des vermehrten Körperkontakts besteht beim Hallenfußball gegenüber dem Fußball im Freien eine sechsfach erhöhte Wahrscheinlichkeit, sich zu verletzen.
Im Wettkampf passieren doppelt so viele Unfälle wie im Training. Typische akute Verletzungssituationen stellen der kompetitive Zweikampf, der Kopfballeinsatz (Kollision, Landung), der schnelle Richtungswechsel und die physische Ermüdung dar. Des Weiteren wurde nachgewiesen, dass ein mangelndes Aufwärmen, alte Verletzungen und eine inadäquate Rehabilitation einer möglichen Verletzung vorausgehen können.

 

Gefährdetes Sprunggelenk
Im Fußball sind das obere Sprunggelenk (OSG) und der Fuß die am meisten lädierten Körperstellen. Am häufigsten kommt es durch ein typisches Inversionstrauma (Umknicken) zur Zerrung oder Ruptur des lateralen OSG-Bandapparats. Seltener, jedoch mit schwerwiegenderen Folgen, kann ein Eversionstrauma zu einer akuten, medialen OSG-Bandinstabilität führen. Solche repetitiven OSG- Distorsionen können im Verlauf zu einer chronischen OSG-Instabilität führen, die wiederum ein Rückfuß-Malalignement (Fehlausrichtung) und eine instabilitätsbedingte Degeneration des OSGs (ligamentäre posttraumatische OSG-Arthrose) bedingen kann. Außerdem können bei solchen Distorsionsläsionen auch akute oder chronische osteochondrale Läsionen des OSGs entstehen, die als lokale Frakturen oder lokale Arthrosen zu behandeln sind. In einer sportorthopädischen Praxis wird als weitere fußballtypische Entität das so genannte „Soccer Ankle" gesehen. Dabei kommt es durch wiederholte Traumen des ventralen OSGs (Tibia, Talus) zu einer Synovitis und Osteophytenbildung mit Impingement-Symptomatik und Dorsalextensionsdefizit. Wie in anderen Ausdauer- und Stop-and-Go-Sportarten kommen auch im Fußball Achillessehnenläsionen vor. Diese können von der degenerativen chronischen Tendinose bis hin zur akuten Peritendinitis, der partiellen und kompletten Sehnen-Ruptur reichen. Im Bereich der chronischen Überlastungsschäden können zudem Stressfrakturen des Fußskeletts (zum Beispiel Metatarsale II und V) auftreten. Diese können mit einem Malalignement des Fußes, einer schlechten Schuhausrüstung, einer saisonalen Überlastung und dem Ernährungszustand korrelieren. Als Fußball-Pathologien im Unterschenkelbereich gelten die Shin-Splints, welche häufig mit einem pathologischen Malalignement, Abrollverhalten des Fußes und Schuhausrüstung zusammenhängen sowie das funktionelle Unterschenkel-Kompartmentsyndrom bei Belastung.

Knackpunkt Knie
Das Kniegelenk ist nach dem OSG das am zweithäufigsten verletzte Gelenk beim Fußball. Hierbei werden in der Akutsituation am häufigsten Kniedistorsionen mit einer Kollateralbandläsion, vordere Kreuzband-(VKB)-Rupturen, Meniskusläsionen, osteochondrale Läsionen, hintere Kreuzbandläsionen und komplexe Bandinstabilitäten dokumentiert. An chronischen Verletzungen kommen häufig degenerative Meniskusläsionen, chonische osteochondrale oder chondrale Läsionen, chronische Bandinstabilitäten, pathologische Achsenfehlstellungen und ein Runner's Knee vor. Die VKB-Ruptur entsteht typischerweise bei einem Valgus-Außenrotations-Pathomechanismus des Kniegelenks, häufig zusammen mit einer gleichzeitigen medialen Bandapparat- und Meniskusverletzung („Unhappy Triad"). Bei einer solchen akuten Kniegelenksläsion kommt es durch das schmerzhafte Hämarthros, die akute Instabilität und den eingeklemmten Meniskus zum sofortigen Ausfall des Spielers und der Notwendigkeit einer operativen Rekonstruktion (VKB-Ersatz, Meniskusnaht, Teilmeniskektomie). Diese kann die Biomechanik und Funktion des Gelenks wiederherstellen und den Spieler nach einer soliden und monatelangen Rehabilitation „back to the game" bringen. Als Folgezustände können in diesem Zusammenhang Restinstabilitäten und eine posttraumatische Arthrose gesehen werden. Ähnlich wie beim OSG können zudem akute oder chronische osteochondrale oder chondrale Läsionen des Kniegelenks zu einer Reduktion der Leistungs- und Sportfähigkeit des Athleten führen. Solche Läsionen entstehen häufig durch akute Abscherverletzungen bei Distorsionen oder chronische Achsenfehlstellungen, Meniskusläsionen oder Band-Instabilitäten. Eine chirurgische Therapie ist bei diesen symptomatischen osteochondralen Entitäten häufig unabdingbar und dient der lokalen osteochondralen Defektbehandlung und der Korrektur aller pathobiomechanischen Faktoren (z.B. Bandrekonstruktion, Achsenkorrekturen).

Anfälliger Oberschenkel und schmerzhafte Leiste.

Am Oberschenkel können Muskel(faser)risse und Muskelläsionen mit intramuskulären Hämatomen zu einer akuten Sportunfähigkeit führen. Nicht belastungsadaptierte (ungenügendes Aufwärmen, Unterkühlung, Ermüdung) und Zweigelenk-Muskeln (M. rectus femoris, M. semitendinosus etc.) sind für solche Muskelverletzungen prädestiniert. Hier ist die sofortige Therapie zur Blutungseinschränkung mit Druckverband, Kühlung, Muskelentspannung, Schonung und Analgesie von größter Wichtigkeit. Im Hüftbereich sind chronische Leistenschmerzen bei Fußballern relativ häufig. Die Leistenschmerzen können auf zahlreichen verschiedenen Ursachen beruhen, zum Beispiel Adduktorensyndrom, Hüftimpingement, echte Leistenhernie, Nervenimpingementsyndrom, Iliopsoas Syndrom. Aus diesem Grund kann eine erfolgreiche Therapie nur durch eine solide und komplette Diagnostik erreicht werden.

Prävention vor Therapie
Wie auch bei anderen Sportarten müssen sportorthopädische Verletzungen im Fußball grundsätzlich früh erfasst und therapiert werden. Der behandelnde Arzt soll den Athleten über die notwendigen Therapieschritte und den Rehabilitationsprozess mit einer genügend langen Rekonvaleszenz sowie die kurz- und langfristigen Risiken aufklären. Zudem sollte er mit allen betreuenden Personen (Physiotherapeut, Trainer, Eltern etc.) kommunizieren und so das individuell optimale Behandlungskonzept ausarbeiten. Da eine zu kurze Rehabilitation mit einem erhöhten Verletzungsrisiko korreliert, ist das Weiter- beziehungsweise Wiederspielen mit einer noch nicht vollständig verheilten Verletzung stark risikobehaftet. Die beste Therapie stellt die Prävention dar. In diesem Sinne hat die FIFA ein Verletzungs-Präventionsprogramm „The 11 - The Prevention Program" herausgegeben (www.fifa.com), das beim Aufwärmen oder Training eingebaut werden kann.

PD Dr. Dr. Victor Valderrabano

Handball

Handball ist ein verletzungsträchtiger Sport - bei Profis und Amateuren
Das Handballfieber herrschte 2008 in Deutschland - vom 17. bis 27. März trafen in Norwegen die besten Teams zur Europameisterschaft aufeinander.

Das Aufeinandertreffen gilt jedoch nicht nur für die Teams, sondern allzu oft auch für die einzelnen Akteure auf der Platte: Der athletische, temporeiche Sport mit ausgeprägten Elementen im Laufen, Springen und Werfen genießt nicht zu Unrecht den Ruf einer gewissen Raubeinigkeit. Richtungswechsel bei Täuschmanövern, Kollisionen im und unkontrollierte Landungen nach dem Sprung, harte Griffe in den Wurfarm sorgen für ein zusätzliches Verletzungspotenzial. „Handball ist vom Verletzungsrisiko ungefähr mit Basketball und Volleyball vergleichbar, steht aber deutlich hinter Fußball und Reiten", sagt der erfahrene Mannschaftsarzt Dr. Hans-Gerd Pieper (TUSEM Essen, HSG Nordhorn), der sich als Beirat in der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) engagiert. „Im Handballsport betreffen je nach Studie 79 bis 93 Prozent der Unfälle akute Verletzungen, 7 bis 21 Prozent sind Überlastungsschäden." Die Verletzungshäufigkeit im Handballsport liege bei 11,2 bis 14,3 pro 1.000 Spielstunden und bei 0,6 bis 2,6 pro 1.000 Trainingsstunden.

„Die beim Handball auftretenden Knieverletzungen wie der Riss des vorderen Kreuzbands bedeuten meist einen langen Ausfall des Spielers", sagt der Orthopäde Pieper, der in der Bremer Rolandsklinik zahlreiche Handballer behandelt. „Aber auch die Überlastungsschäden im Schulter-, Ellenbogen- und Wirbelsäulenbereich können folgenschwere Auswirkungen mit längerem Sportausfall haben."

Das durch den Weltmeistertitel im Jahr 2007 entfachte Handballfieber beschäftigt die Sportärzte im Lande also weiterhin. Mehr als 800 Sportorthopäden und -traumatologen haben sich in der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) organisiert, die einen regen wissenschaftlichen Austausch und eine gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses betreibt. Jedes Jahr im Juni organisiert die GOTS einen Jahreskongress in München (www.gots.org).

Dr. Hans-Gerd Pieper

Kampfsport

Taekwondo (Tae = Fuß/Bein, Kwon = Hand, Do = Weg) wird gemeinsam mit Judo, Jiu-Jitsu und Karate zu den traditionellen Kampfsportarten gezählt. Gemeinsam ist diesen Kampfsportarten (martial arts), dass Gibon Yeonseup (Grundschule), Poomse (Formen) und Gyeorugi (Freikampf) gelehrt werden. Seit etwa 4.000 Jahren entwickelte sich TaeKwonDo zu einer der weltweit führenden Kampfsportarten.
Verletzungsmuster können entsprechend in Überlastungsschäden wie bei Poomse oder Gibon Yeonseup und Kontaktverletzungen wie beim Gyeorugi mit gewissen Überschneidungen eingeteilt werden.

Überlastungsschäden bei Gibon Yeonseup und Poomse
In der Literatur finden sich hierzu wenige Angaben. Die Inzidenz wird mit 1,4-3,5 % angegeben. Dies entspricht jedoch nicht den Erfahrungen der Autoren, da hier die Dunkelziffer aufgrund der mangelnden ärztlichen Konsultation sehr hoch ist. Wie von Shan et al. beschrieben, führt das intensive Training in der Poomse zu Überbelastungserscheinungen ähnlich den Schäden bei (Ballett-)Tänzern. Die kleinen Muskeln unterliegen hohen propriozeptiven Belastungen, vor allem im Fußbereich. Hüftbeschwerden im Sinne von Impingement durch hohe Tritte werden ebenfalls beschrieben.
Verletzungen beim Gyeorugi

Der Olympische Kampf dauert drei Runden à je zwei Minuten mit jeweils einer Minute Pause. Er wird mit Kopfschutz, Schienbein- und Ellbogenschonern, Tiefschutz, Zahnschutz und Brustpanzer nach Vollkontakt-Regeln ausgeführt. Im traditionellen TaeKwonDo steht der Freikampf weniger im Fokus, hier wird nach Leicht- und Halbkontakt-Regeln gekämpft. Es gibt eine generelle Tendenz in den traditionellen Kampfsportarten, die Stile zu vereinheitlichen. Gefördert werden hier meist die Wettkampfsportler, welche die Kampfkunst oft nur in einem Teilbereich (Kampf oder Form) beherrschen.
In der unten aufgeführten Tabelle sind die Verletzungsmuster der drei traditionellen Kampfsportarten Karate, Judo und Jiu-Jitsu nach Regionen aufgezeigt. Hierbei ist hervorzuheben, dass die unteren Extremitäten führend in der Statistik sind, dominierend sind dabei Distorsionen mit 20,6 Prozent.

Tab.: Häufige Verletzungen beim Karate, Judo und Jiu-Jitsu kumuliert

Region

[%]

Kopf/Hals

10.0

geschlossene Nasenbeinfraktur

0.9

geschlossene Orbitafraktur

0.2

Commotio cerebri

0.6

Zahnfraktur/-luxation

1.9

Kopf-/Halskontusionen exkl. Auge

2.8

Bulbuskontusion

0.2

Rest

4.0

Rumpf/Thorax/Wirbelsäule

15.0

geschlossene Rippenfraktur

2.8

Thorax- und Rückenkontusion

7.4

Bauch -und Lendenkontusion

1.7

Rest

3.0

Obere Extremitäten

28.0

Clavicula-/Skapula-/Humerusfraktur

2.3

Schulter-/AC-/SC-Luxationen

4.3

Frakturen an der Hand

2.6

Kontusionen Schulter/Ober-/Unterarm

8.7

Kontusionen Hand

8.3

offene Wunden

1.1

Rest

< 1

Untere Extremitäten

41.8

Frakturen der Tibia, Fibula

0.2

Frakturen des Fußes

4.0

Meniskusläsionen

3.6

Patellaluxationen

0.2

sonstige Bandläsionen am Knie

5.3

OSG-Distorsion

5.1

Fußluxationen

0.4

Kontusionen

6.4

Distorsionen außer OSG

15.5

Lazerationen

0.6

Rest

0.4

Restliche Verletzungen

7

Quelle: Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung UVG (SSUV)
Nach Häufigkeiten der betroffenen Regionen im Karate, Judo und Jiu-Jitsu zusammen ergibt sich folgende Verletzungsverteilung:

  • Beine und Hüfte = 41,8%
  • Arme und Schulter = 28,0%
  • Brust, Bauch, Rücken = 15,0%
  • Kopf, Hals = 10,0%
  • andere Verletzungen = 4,7%

Nach Angaben von Zetaruk sind beim Taekwondo im Vergleich zu anderen Kampfsportarten (Karate, Aikido, Kung Fu, Tai Chi) das Verletzungsrisiko und das Risiko für schwere Verletzungen mindestens dreifach erhöht. Im Vergleich zum Karate sind Verletzungen beim Taekwondo in folgenden Bereichen signifikant erhöht: Kopf, Hals, Hüfte, Arme, Schulter, Hüfte und Beine.
Nach Angaben der SSUV Schweiz (Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung UVG) sind beim Taekwondo mit 77,7 Prozent die Verletzungen der unteren Extremitäten am zahlreichsten. Die vorherrschenden Verletzungen sind laut dieser Statistik Seitenbandverletzungen, Läsionen des vorderen Kreuzbandes, des oberen Sprunggelenks sowie Fußdistorsionen.

Prädiktoren von Verletzungen
Das individuelle Risiko von Verletzungen ist vielgestaltiger Natur. Im Karate konnte gezeigt werden, dass ab einem Alter von 18 Jahren, einer Kampferfahrung von mehr als drei Jahren und einem Trainingspensum von mehr als drei Stunden pro Woche das Verletzungsrisiko signifikant erhöht zu sein scheint. Lystad konnte in einem Review 2008 zeigen, dass im Taekwondo weder das Alter noch das Geschlecht oder der Grad der Athleten in Bezug auf eingetretene Verletzungen eine Rolle spielte.

Vorbeugung
Zur Prävention von Überlastungsschäden wird kontrolliertes propriozeptives Training auf weichem Untergrund empfohlen. Zusätzlich bringt meist eine Veränderung der Trainingsart im Sinne von zusätzlichem sport-spezifischem Krafttraining eine Besserung der Situation. Eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung von Verletzungen ist die gute Führung durch den Trainer. Bei Kampfsportarten ist das konsequente Durchgreifen der Schiedsrichter mittels Verwarnungen und eventuell auch Kampf- oder Turnierausschluss ein ausschlaggebender Faktor zur Verhinderung von schweren Verletzungen.

Rolle des betreuenden Arztes
Bei Überlastungsschäden kann der Arzt während der Vorbereitungsphasen nach Rücksprache mit den Trainern gewisse Trainingsumstellungen bewirken. Außerdem sollte während der Vorbereitungsphasen das Vollkontakttraining nicht oder nur sehr gut geschützt stattfinden, hier gilt es, Verletzungen, die den Wettkampf behindern, zu vermeiden. Bei steigendem Niveau sollten Leistungstests und Ernährungsberatung erfolgen.
Beim Wettkampf selbst muss der Arzt mehrfach einsatzfähig sein; er berät die Sportler bezüglich Hydratation (belastende Magenfüllung versus Dehydratation mit Leistungsminderung), Ernährung sowie in allen allgemeinmedizinischen Fragen. Bei Traumata muss auf der Kampffläche schnell entschieden werden, ob dem Sportler eine Weiterführung des Kampfes zugemutet werden kann. Zudem steht die Behandlung von Verstauchungen und Hämatomen im Vordergrund. Wichtig sind dabei die Gesundheit des Sportlers und die Rücksprache mit dem Ringrichter, dem Trainer sowie bei Minderjährigen auch mit den Eltern.

Dr. Claudio Rosso, Dr. Olaf Büttner und PD Dr. Dr. Victor Valderrabano

Krafttraining im Fitnessstudio

Es ist Winter. Die Witterung ist von Kälte und Nässe gekennzeichnet - und die Einladungen zum Essen häufen sich. Gerade jetzt kann Krafttraining im Fitnessstudio ein sinnvoller Ausgleich sein, um Kalorien zu verbrennen und die Fitness zu erhalten.
Krafttraining hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt - und das zu Recht: Neuere Untersuchungen zeigen nicht nur die schon bekannten positiven Effekte auf die Bekämpfung des Volksleidens Rückenschmerz, sondern ebenfalls positive Wirkungen für Diabetiker, Herz-Kreislauf-Patienten, Osteoporoseerkrankte und zur Sturzprophylaxe. Auch nach Sportverletzungen ist gezieltes Krafttraining unverzichtbar geworden; ebenso wie im Spitzensport.

Basis-Check
Krafttraining ist im Vergleich zu anderen Sportarten eine besonders sichere Art und Weise, sich fit zu halten. Denn Sportverletzungen sind die Ausnahme. Im Gegenteil: Krafttraining, das parallel zu anderen Sportarten betrieben wird, reduziert die Verletzungshäufigkeit in der jeweiligen Sportart. Trotz aller Vorteile von Krafttraining sollten einige Vorsichtsmaßnahmen beachten werden. Deshalb sollte bei Menschen mit Risiken und bei allen Einsteigern zu Beginn auf jeden Fall ein sportmedizinischer Basis-Check erfolgen.

Abwechslung schaffen
Grundsätzlich sollte kein isoliertes Krafttraining stattfinden: Aus psychologischer Perspektive ist das Schaffen von Abwechslung ebenso wichtig wie das Vermeiden von einseitiger Belastung aus orthopädischer Sicht. Damit das Krafttraining die volle gesundheitliche beziehungsweise leistungssteigernde Wirkung erzielt, sollten neben dem Krafttraining die Ausdauer, die Beweglichkeit und Koordination entwickelt werden. Sinnvoll ist ein Wechsel zwischen Übungen an Geräten und Übungen ohne Geräte mit dem eigenen Körpergewicht. Vor Beginn des Krafttrainings muss ein allgemeines Aufwärmen stattfinden, das mit einem Ausdauertraining verbunden werden kann. Es schließen sich spezielle Aufwärmübungen an. Ist beispielsweise Bankdrücken ein Haupttrainingsinhalt, sollten zur Vorbereitung der beteiligten Muskeln, Sehnen und Knorpel ein bis drei Aufwärmsätze mit der Hantelstange ohne Zusatzlasten vorgeschaltet werden. Nach dem Hauptteil erfolgt das Cool-down.

Erst Anzahl, dann Intensität steigern
Um die richtigen Gewichte zu finden, sollte ein geeignetes Testverfahren gewählt werden, was in gut geführten Fitnessstudios Standard ist. Wichtig ist, zunächst nur wenige Übungen (6 bis 8) mit geringen Zusatzlasten zu absolvieren. Folgend sollte zunächst die Anzahl der Übungen (8 bis 12) erweitert und der Umfang von ein bis zwei Sätzen mit etwa 15 bis 20 Wiederholungen bei 40 bis 50 Prozent der Maximalkraft auf drei bis vier Sätze mit 60 bis 80 Prozent der Maximalkraft und 8 bis 12 Wiederholungen gesteigert werden. Erst folgend wird die Intensität gesteigert. Wenn man das Training in der vorgenannten Form moderat steigert, ist die Gefahr von Fehl- und Überlastungen gering. Trotzdem sollte auch bei leichten Beschwerden sofort die Intensität verringert, im Einzelfall auch eine kurze Trainingspause eingelegt werden. Die folgenden Checklisten helfen, die Ausstattung und das Personal eines Fitnessstudios zu beurteilen und ein angemessenes Training zu gestalten.

Prof. Dr. Jürgen Freiwald

Laufen

Welcher Sportschuh ist für den Hobby- oder Spitzenläufer der richtige? Generationen von Wissenschaftlern und Schuhspezialisten haben sich Gedanken über dieses Thema gemacht. Von Japan über Herzogenaurach bis in die Vereinigten Staaten von Amerika ersannen Sportschuhhersteller immer neue technische Details. Dabei sei die Sache so einfach, hat Priv.-Doz. Dr. Markus Walther, Oberarzt und Qualitätsmanagementleiter am Lehrstuhl für Orthopädie der Universität Würzburg (König-Ludwig-Haus) in seiner Habilitation herausgefunden. Der Laufschuh, der bequem sitzt und in dem sich der Läufer wohl fühlt, ist im Prinzip der richtige. Es gibt nur eine Ausnahme: Leute, die einen Spreizfuß haben und eine schmale Ferse, brauchen eigentlich eine eigene Schuhkategorie. Und noch etwas hat Dr. Markus Walther bewiesen! Die oft so hoch gelobten Dämpfeigenschaften eines Laufschuhes spielen nur eine untergeordnete Rolle, da idealerweise das körpereigene „Dämpf-System" - der Fuß mit seiner Pronotation (Einwärtsdrehung) - den Stoß abfängt. Dr. Markus Walther ist für seine exzellente Arbeit mit dem Michael-Jiiger-Preis 2003 geehrt worden, der gemeinsam von der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (Gots) und der Firma Orthotech in Gauting ausgelobt worden ist. Der Preis ist mit 7500 Euro dotiert und wird an innovative sportmedizinisch arbeitende junge Wissenschaftler vergeben.

Von 1998 bis zum Jahr 2001 hat Dr. Markus Walther seine Tests und deren Auswertung vorgenommen, unterstützt übrigens von der Firma adidas. Denn der „Zusammenhang zwischen der subjektiven Beurteilung von Laufschuhen, den Materialdaten sowie kinetischen und kinematischen Parametern des Gangzyklus" war noch nie untersucht worden. Die Ergebnisse von Dr. Markus Walther in Kombinationen mit anderen Arbeiten waren für den fränkischen Sportartikelhersteller die wissenschaftliche Basis seines neuen Individualschuhkonzeptes unter dem Namen „mi adidas".

Auf diese Weise ging Dr. Markus Walther an das Thema heran: 36 Läufer verschiedener Leistungsklassen wurden zu ihrem derzeitigen Lieblingslaufschuh befragt. Die Füße der Läufer wurden untersucht und vermessen. Beim Laufen barfuss und beim Laufen im Schuh wurden kinetische (Druckverteilung, Bodenreaktionskräfte) und kinematische (Videoanalyse) Daten des Abrollvorgangs erhoben. Die Datenerhebung erfolgte barfuss, im Lieblingslaufschuh sowie in zwei standardisierten Testschuhen, welche sich durch eine Modifikation im Leisten unterschieden, sonst aber identische Materialparameter aufwiesen. Nach Abschluss der Datenerhebung wurden die Lieblingslaufschuhe der Läufer hinsichtlich ihrer physikalischen Eigenschaften und Materialparametern analysiert. Im Detail hat Dr. Markus Walther dieser Erkenntnisse gewonnen:

  • Läufer bemerken erst spät, wenn ihnen ein Schuh unpassende Bewegungen aufzwingt. Es kommt meist zu einer Überlastung der unteren Extremitäten. Wenn der Schuh gut passt, ist er fast immer physiologisch optimal.
  • Läufer fühlen sich in den Schuhen am wohlsten, in denen sie sich ähnlich wie beim Barfußlauf bewegen können.
  • Die Dämpfsysteme der Sportschuhe wurden in den vergangenen Jahren stark überbewertet. Wenn ein Laufschuh gut passt, setzt der Sportler automatisch seine körpereigenen Därnpfsysteme optimal ein. Je besser also ein Laufschuh passt, desto unwichtiger wird das Dämpfsystem des Schuhs.
  • Der Spreizfuß ist durch einen breiten Vorderfuß und eine schmale Ferse gekennzeichnet. Dies ist problematisch. Denn der Läufer muss den Schuh so kaufen, dass er am Vorfuß nicht drückt. In solchen Fällen aber ist der Schuh in der Regel an der Ferse zu breit. Die Ferse hat keinen Halt. Daraus resultiert wiederum die Einsicht, dass die physikalischen Eigenschaften der Sohle nicht am Fuß ankommen und das Rutschen Verletzungen im Achillessehnenbereich begünstigt. Deshalb, so die Schlussfolgerung, sollte für Läufer mit Spreizfuß eine eigene Schuhkategorie (wie für Überpronierer und Supinierer) entwickelt werden.

„Diese Arbeit ist ganz im Sinne unserer Organisation", sagt Priv.-Doz. Dr. Martin Engelhardt, der Präsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin. „Wissenschaftliche Kriterien mit subjektivem Empfinden zu kombinieren, ist ein exzellenter Ansatz für eine solch praxisorientierte Arbeit. Die Habilitation von Dr. Markus Walther ist von A bis Z durchdacht und perfekt umgesetzt worden." Den Preis von 7500 Euro hat Orthotech-Geschäftsführer Heinz-Dieter Berknu zusammen mit einer Urkunde im Rahmen des alljährlich in München stattfindenden Gots-Kongresses überreicht.
Zur Person von Priv.-Doz. Markus Walther: Geboren am 12. Juni 1967 in Gunzenhausen (Bayern), von 1986 bis 1992 Medizinstudium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg, Praktisches Jahr in Durbanl, Südafrika, Erlangen und Basel, Approbation 1994; von Ende 1992 bis 1996 arbeitete Dr. Markus Walther an der Chirurgischen Universitätsklinik Erlangen (Ende 1992 bis Oktober 1993 in der Abteilung Unfallchirurgie, bis Januar 1995 in der Poliklinik; von dort wechselte er bis Ende Januar 1996 in die Abteilung für Plastische- und Handchirurgie). Seit 1. Februar 1996 wirkt er am Lehrstuhl für Orthopädie der Universität Würzburg (König-Ludwig-Haus); am 1. Juni 2002 wurde er Oberarzt, seit 1. Juli 2002 ist er für das Qualitätsmanagement seiner Klinik in Würzburg verantwortlich; seine Zusatzbezeichnungen: Sportmedizin, Chirotherapie, Physikalische Therapie.
Reizungen an der Achillessehne häufigste Fehlbelastungsfolge bei Läufern
Das Laufen gehört in Deutschland zu den beliebtesten Sportarten. Seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts hat die weltweite Verbreitung des freizeit- und leistungsorientierten Laufsports (Jogging) stark zugenommen. Da beim Laufen die eigene Körpermasse ohne ein externes Sportgerät beschleunigt werden muss, gehört das Laufen zu den anstrengendsten Sportarten und verursacht einen hohen Energieverbrauch. Neben dem Herz- und Kreislaufsystem werden durch das Laufen insbesondere die Muskulatur, die Knochen, Sehnen, Bänder und der Knorpel der unteren Extremitäten belastet.

Akute Verletzungen im Laufsport sind selten. Wenn, dann kommt es meist zu Muskelfaser- oder Muskelrissen sowie zu Bandverletzungen am Sprunggelenk. Häufiger kommt es dagegen zu Fehlbelastungsfolgen, die zumeist reversibel sind, bei Nichtbeachtung jedoch auch zu Überlastungsschäden führen können. Die Ursachen der Fehlbelastung sind vielschichtig, Ein wesentlicher Faktor resultiert aus der unterschiedlichen Anpassungsfähigkeit der Gewebearten. Während das Herz- und Kreislaufsystem und die Muskulatur gut durchblutet sind und sich steigenden Laufbelastungen schnell anpassen, vollzieht sich der Anpassungsprozess bei den schlechter durchbluteten Geweben (Sehnen, Bänder) langsamer. Mit ansteigender Laufbelastung nehmen die Fehlbelastungsfolgen zu. Die kritische Belastungsgrenze ist für den normalen Läufer bei etwa 80 Laufkilometer pro Woche erreicht.

In epidemiologischen Studien stellten die Knieschmerzen mit etwa 40 Prozent bis Mitte der neunziger Jahre die häufigsten Beschwerden beim Laufen dar. In jüngeren Veröffentlichungen dominieren dagegen die Achillessehnenbeschwerden. Weitere Folgen von Fehlbelastungen sind: Stressfrakturen, Ansatzreizungen (z.B. im Bereich des Beckens) und Rückenschmerzen.

Achillessehnenbeschwerden sind die häufigsten Schmerzen von Läufern. Die Achillessehne ist von einem zarten Gleitgewebe umhüllt und insbesondere vier bis sechs Zentimeter oberhalb des Achillessehnenansatzes schlecht durchblutet. Die Achillessehne reagiert auf Auskühlungen und ruckartige Belastungen empfindlich. Druckschmerzhaftigkeit, gelegentlich auch Schwellung findet sich am Muskelsehnenübergang, am Fersenbeinansatz sowie im Gleitgewebe.

Eine verkürzte Wadenmuskulatur übt einen Dauerzug auf die Sehne aus und begünstigt - vergleichbar mit einer Achsenweichung im Sprunggelenk (Überpronation) und abgelaufenem/instabilem Schuhwerk (ermöglicht Kippbewegungen) - die Fehlbeanspruchung der Achillessehne. Die Achillessehne verträgt schlecht Läufe auf ungewohnt hartem Untergrund, Tartanbahn, forciertes Bergauf- und Bergablaufen, Laufen auf verschiebbarem (Sand) und schiefem Untergrund (gewölbte Straße). Auch zu enge oder zu fest geschnürte Schuhe können einen Druck auf die Achillessehne ausüben. Zunächst sollte die auslösende Ursache der Beschwerden herausgefunden und beseitigt werden. Einstellung des Lauftrainings und kompensierende Belastung durch Radfahren und Schwimmen ist ratsam. Kühlung ist nur in den ersten 2 bis 3 Tagen sinnvoll. Physikalische Maßnahmen können durch Infiltration in das Gleitgewebe, Gabe von entzündungshemmenden, nicht steroidalen Antirheumatica und vorübergehender Absatzerhöhung von 0,5 bis 1,5 Zentimeter ergänzt werden. Bei chronisch verdicktem Achillessehnengleitgewebe, kolbenförmiger Verdickung der Sehne durch degenerativen Achillessehnenumbau oder einer chronischen Entzündung des Schleimbeutels unterhalb der Achillessehne kann ein operatives Vorgehen erforderlich werden.

Prävention
Vor Beginn des Laufens sollte der Sportorthopäde den potentiellen Läufer hinsichtlich möglicher Gefahren untersuchen. Patienten mit starken Achsabweichungen, ungenügender Hüftkopfüberdachung, Wirbelgleiten, starkem Übergewicht und bereits existierenden Knorpelschäden an der unteren Extremität sind für den Laufsport aus sportorthopädischer Sicht ungeeignet. Aus medizinischen Gründen sollte zu einer anderen Sportart geraten werden.

Bei muskulärer Dysbalance sollte zunächst das muskuläre Ungleichgewicht durch gezieltes Training beseitigt werden. Eine Laufbandanalyse kann zur Ermittlung der geeigneten Laufschuhe hilfreich sein. Einlagen oder Schuhzurichtungen können bei Fußfehlformen erforderlich werden. Zu Beginn eines Trainings sollte ein Aufwärmprogramm, gegebenenfalls ergänzt durch moderates Dehnen, durchgeführt werden. Bei der Steigerung von Trainingsumfang und Laufgeschwindigkeit sind die Adaptationsmöglichkeiten der Gewebe zu berücksichtigen. Die notwendigen Regenerationsphasen und eine ausreichende Schlafzeit sind einzuhalten. Eine ausgewogene vitamin-, mineralstoff- und ballaststoffreiche Ernährung mindert ebenfalls das Verletzungsrisiko. Bei Infektionen sollte kein Training durchgeführt werden.

Prof. Dr. Markus Walther

Leichtathletik

Bei den Olympischen Sommerspielen in Peking haben von den etwa 440 deutschen Athleten über 60 Sportler in den leichtathletischen Disziplinen gestartet. Durch die Verdichtung der Trainings- und Wettkampfbelastung vor sportlichen Großevents kommt es immer wieder zu Verletzungen und Überlastungsschäden des Bewegungsapparats, weshalb einige Athleten mit Endkampf- oder sogar Medaillenchancen immer wieder ihre Olympiateilnahme absagen müssen. Welche Verletzungen und Überlastungsschäden dominieren in den leichtathletischen Disziplinen und welche Spätschäden können daraus resultieren?
Da die Belastungen des Bewegungsapparats für Läufer, Springer und Werfer ganz verschieden sind, müssen auch die Verletzungen der leichtathletischen Disziplinen differenziert betrachtet werden. Auch innerhalb dieser Gruppen unterscheiden sich die Verletzungsmuster in den einzelnen Disziplinen ganz erheblich. Diese Unterscheidung betrifft auch das Grundlagentraining. Die motorischen Beanspruchungsformen Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination werden in den einzelnen Disziplinen in unterschiedlichem Maße gewichtet und sind somit im Trainingsplan in verschiedener Ausprägung berücksichtigt. Wurfathleten investieren beispielsweise größere Anteile ihres Trainingsaufkommens in Krafttrainingseinheiten als Langstreckenläufer.
Beurteilt man die Verletzungsgefahr im Bereich dieser Maßnahmen innerhalb des Grundlagentrainings, so wird die akute Verletzungsgefahr als gering eingeschätzt. Im Vordergrund dieser Trainingsbelastungen stehen eher Überlastungsreaktionen vor allem des Muskel-Sehnenapparats. Eine weitaus größere Bedeutung auch hinsichtlich der zu erwartenden Folgeschäden hat die eigentliche disziplinspezifische Belastung, so zum Beispiel das Sprinttraining der Läufer und Springer oder auch das Techniktraining der Werfer.
Keine Arthrosen bei Langstreckenläufern
Betrachtet man die Laufdisziplinen, so muss zwischen Sprintern, Mittel- und Langstreckenläufern differenziert werden:

  • Bei Sprintern stehen die akuten Verletzungen der Muskeln und Sehnen der Beugeseite des Oberschenkels im Vordergrund. Insbesondere der Musculus biceps femoris ist gefährdet. Auch Achillessehnenrupturen treten bei Sprintern häufig auf. Spätschäden bei Sprintern sind nicht bekannt, lediglich das Auftreten eines Hallux rigidus wird gehäuft beobachtet, vermutlich aufgrund der Startposition.
  • Bei Hürdensprintern besteht aufgrund der disziplinspezifischen Beanspruchung mit dem Überwinden der Hürde eine zusätzlich Belastung für die untere Lendenwirbelsäule und die Iliosakralgelenke.
  • Akute Verletzungen kommen bei Mittel- und Langstreckenläufern selten vor. Bei diesen Athleten stehen Überlastungsreaktionen der Sehnen an den Beinen, insbesondere der Achillessehne, im Vordergrund. Daneben finden sich auch Überlastungsreaktionen und Stressfrakturen knöcherner Strukturen, vor allem am Schienbein und am Mittelfuß, seltener auch am Oberschenkelhals. Spätschäden im Sinne von Arthrosen sind bei Langstreckenläufern nicht bekannt.
  • Häufige Verletzungen beim Stabhochsprung

Auch in den Sprungdisziplinen muss disziplinspezifisch differenziert werden:

  • Weit- und Dreispringer haben aufgrund der hohen Anlaufgeschwindigkeit ähnlich wie Sprinter ein erhöhtes Verletzungsrisiko für die Sehnen und Muskeln des Oberschenkels, daneben auch der Achillessehne. Intensive Sprungbelastungen können insbesondere zu chronischen Entzündungsreaktionen im Bereich der Patellasehne an deren Anheftungszone, an der unteren Kniescheibenspitze oder an der Tuberositas tibiae führen. Spätschäden sind bislang in wissenschaftlichen Studien nicht belegt worden.
  • Hochspringer leiden häufig unter ähnlichen Beschwerden an der Patellasehne wie Weit- und Dreispringer, außerdem werden am Sprungbein die stabilisierenden Strukturen des Sprunggelenks vermehrt belastet. Bei der Überquerung der Latte mit dem Rücken (Fosbury-Flop) muss nach einer Beschleunigung mit meist bogenförmigem Anlauf die erreichte Geschwindigkeit in einen Impuls nach oben umgewandelt werden. Distorsionen treten gehäuft auf, Rotations- und Stemmbelastungen des Sprungbeins können auch die stabilisierenden Strukturen des Kniegelenks belasten. An Spätschäden werden bei Hochspringern vermehrte degenerative Veränderungen am Sprunggelenk des Sprungbeins und in geringem Ausmaße auch an den Hüftgelenken festgestellt.
  • Der Stabhochsprung ist sicherlich als die technisch anspruchsvollste leichtathletische Disziplin anzusehen. Die Belastungen für den Bewegungsapparat betreffen sowohl die Arme als auch die Wirbelsäule und die Beine. Schulterverletzungen im Sinne von Supraspinatussehnenrupturen und -tendinitiden wie auch Schulterluxationen treten gehäuft auf. Ebenso werden Spondylolysen und -listhesen an der unteren Lendenwirbelsäule beobachtet. An den Beinen können Verletzungen und Überlastungsschäden analog denen der Weit- und Dreispringer auftreten. Die Landung nach Überqueren der Latte gilt als „gefährlichste Phase". Landet der Athlet neben der Sprungmatte oder im Einstichkasten, kann es zu Schädelverletzungen mit Todesfolge kommen.
  • Spätschäden bei Speerwerfern

Unter den Werfern werden die meisten Verletzungen, Überlastungsschäden und auch Spätschäden bei Speerwerfern beobachtet. Als Überkopfsportart kommt es zu Verletzungen der Sehnen der Rotatorenmanschette, daneben auch zu Verletzungen am Ellenbogen des Wurfarms. Spondylolisthesen werden aufgrund der disziplinspezifischen Belastung in der Phase der Wurfvorbereitung mit Lordosierung und Rotation der Lendenwirbelsäule bei bis zu 50 Prozent der Kaderathleten beobachtet. Schwerwiegende Arthrosen werden an Schulter- und Ellenbogengelenken des Wurfarms, ebenso auch an den Hüftgelenken beschrieben.
Wissenschaftliche Untersuchungen über Kugelstoßer, Diskuswerfer und Hammerwerfer liegen nur in sehr geringer Anzahl vor. Beschwerden an der Lendenwirbelsäule - insbesondere Blockierungsphänomene bei rotierenden Belastungen - führen häufig zu Trainingspausen. Daneben kommt es zu Verletzungen an den Hand- und teilweise auch an den Fingergelenken. Hier stehen Distorsionen und Kapselverletzungen im Vordergrund. Spätschäden kommen am ehesten an den Hüftgelenken vor.
Bei Mehrkämpfern können aufgrund der Vielfalt der Belastungen in den einzelnen Disziplinen alle oben aufgeführten Verletzungen und Überlastungsschäden auftreten. Spätschäden sind in wissenschaftlichen Studien nicht beschrieben. Neben den individuellen Voraussetzungen des Athleten spielen auch externe Faktoren wie beispielsweise die Wetterbedingungen eine Rolle bei der Entstehung von Verletzungen.

Prof. Dr. Holger Schmitt

Radsportbetreuung

Neben der Fußball-Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen gilt die Tour de France als drittgrößtes Sportereignis weltweit. Jedes Jahr lassen sich die Radfahrer auf die tausende Kilometer quer durch Frankreich führenden Etappen ein - da bleibt der ein oder andere Sturz natürlich nicht aus. Die orthopädische Betreuung des Profiradsportlers erfordert Kenntnisse bezüglich spezifischer Überlastungsbeschwerden und Verletzungsarten sowie deren Behandlung.
Auch wenn bei hochkarätig besetzten Profirennen die Frequenz der Stürze niedriger ist als bei Amateurrennen, so kommt es doch jedes Jahr zu vielen, teils spektakulären Unfällen. Diese geschehen meist in der Mitte oder am Ende des Feldes durch Ausweichmanöver oder Fahrfehler. Bei engerem Fahren sind oft mehrere Athleten betroffen, aber auch jubelnde Fans und sonstige Hindernisse wie Hunde, Verkehrsinseln oder Polizisten haben schon für Stürze gesorgt. Durch das meist deutlich höhere Tempo im Profifeld sind die Verletzungen anteilig zu den Gesamtverletzungen bei Radfahrern schwerwiegender.

Häufig betroffen: die Haut
„Kleinere" Schürfwunden führen selten zum Ausstieg aus dem Rennen eines Fahrers. Meist erfolgt die Versorgung während der Fahrt aus dem Begleitfahrzeug oder dem Tourarztwagen heraus. Aber auch schwerere Hautablederungen oder sogenannte Schmutztätowierungen kommen vor, die eine chirurgische Wundversorgung erfordern. Generell erfolgt dieselbe Versorgung wie auch im normalen Klinikalltag mit Desinfektion, Wundreinigung und gegebenenfalls Naht sowie Verband mit nicht-klebenden Verbandsmaterialen wie beispielsweise imprägnierter Wundgaze oder Silikon-Wundauflagen sowie Fixierung, die die Bewegung nicht einschränkt, zum Beispiel mit einem Schlauchverband.

Viele Knochenbrüche, wenige Todesfälle
So wie Andreas Klöden 2007 mit einer Steißbeinfraktur ins Ziel fuhr, bringen viele Fahrer gerade bei der Tour de France die Etappe oder sogar die gesamte Rundfahrt auch noch mit einem Knochenbruch zu Ende. Frakturen sollten aber immer ruhig gestellt, gegebenenfalls reponiert und offene Frakturen steril abgedeckt werden. Die weitere Abklärung und Versorgung muss dann in der Klinik erfolgen.
Die Frakturversorgung und Therapie sonstiger Verletzungen des Bewegungsapparats erfolgt prinzipiell nach den bekannten differenzierten Klassifikationen. Operationsindikationen werden - in Absprache mit dem Athleten und seinem Betreuerteam - jedoch oft aggressiver gestellt, um eine möglichst schnelle Rehabilitation mit rascher, schmerzarmer Wiederaufnahme des Trainings und Wettkampfs zu erzielen. Bei schwereren Unfällen sollten die Abläufe entsprechend der Notfallmedizin und dem Schockraummanagement durchgeführt werden. Dabei ist in der Akutsituation das Wohl des Sportlers der Einhaltung der Anti-Doping-Richtlinien überzuordnen. In der über 100-jährigen Geschichte der Tour de France kam es glücklicherweise nur selten zu Todesfällen, insgesamt starben seit 1903 acht Fahrer.

Schlüsselbeinbruch = klassische Radsturzfolge
Mit 42 bis 64 Prozent betreffen die häufigsten Verletzungen bei Radfahrern den Schultergürtel und die Arme. Durch direkte Stürze auf die Seite kommt es klassischerweise zu Schlüsselbeinbrüchen und Verletzungen des Akromioklavikulargelenks. In der Sportklinik Stuttgart versorgen wir Klavikulaschaftfrakturen mit einer winkelstabilisierenden Platte, die normalerweise innerhalb einiger Tage zur Schmerzfreiheit führt und eine schnelle Wiederaufnahme des Radsports ermöglicht. Bei höhergradigen Akromioklavikulargelenk-Dislokationen (Rockwood 3-5) führen wir die transossäre ACG-Stabilisierung mittels Tight-Rope kombiniert mit direkter Bandnaht in so genannter Mini-open-Technik durch. Eine Metallentfernung ist hierbei nicht mehr erforderlich. Berühmtestes Beispiel für eine Klavikulafraktur im Profiradsport ist wohl die Klavikulamehrfragmentfraktur von Lance Armstrong, die er sich bei der diesjährigen Vuelta a Castilla y León zugezogen hatte.
Frakturen des Ellenbogens, des distalen Unterarms oder der Handwurzel werden vor allem dann beobachtet, wenn der Fahrer noch reagieren kann und die Hand vom Lenker nimmt, um sich abzufangen.

Helme senken Verletzungsrisiko
In 20 bis 24 Prozent aller Verletzungen im Radsport sind die unteren Extremitäten betroffen. Hierbei kommt es vor allem zu Verletzungen des Beckens sowie des proximalen Oberschenkelknochens. Unvergessen in diesem Zusammenhang ist wohl die Szene der Tour 2003, als Joseba Beloki in rasender Abfahrt auf einem Teerflicken wegrutscht und sich hierbei den Schenkelhals bricht, während Lance Armstrong ausweicht und mitten durchs Gelände die Serpentine „abkürzt".
Schädel-Hirn-Verletzungen fallen dank der Einführung der Helmpflicht durch die UCI im Jahr 2004 weniger dramatisch aus, Mittelgesichtsfrakturen lassen sich durch Helme jedoch nicht verhindern. Im Thorax- und Rumpfbereich kommt es des Öfteren zu gebrochenen Rippen.
Jede Etappe stellt andere Anforderungen
Neben akuten Verletzungen zeigen sich gerade bei mehrwöchigen Etappenrennen mit nur wenigen und kurzen Erholungsphasen vermehrt Beschwerden aufgrund von Fehl- und Überbelastungen. Die unterschiedlichen Etappentypen stellen zudem verschiedenste Anforderungen an die Fahrer und deren Bewegungsapparat: Zeitfahr-Etappen, die der idealen Aerodynamik wegen in völlig anderer Sitzposition gefahren werden, führen eher zur Hyperlordose der Halswirbelsäule mit entsprechenden Beschwerden, während lange Bergetappen durch den Wiegetritt und den vermehrten Zug am Lenker zur stärkeren Beanspruchung der Brust- und Lendenwirbelsäule sowie der stützenden paravertebralen Muskeln führen. Auf langen flachen Etappen kann es durch die „monotone" Abstützarbeit am Lenker zu Kompressionssyndromen, vor allem in der Loge de Guyon als Kompressionssyndrom des Nervus ulnaris kommen.

Effektive Vorbeugungsmaßnahmen
Durch die Extremhaltung auf dem Rad sind auch Muskelverhärtungen und -verkürzungen sowie Ansatztendinopathien an den unteren Extremitäten keine Seltenheit. Solche Überlastungsschäden sind klassischerweise die Domäne der konservativen physikalischen Medizin mit Massagen, Friktionen, Elektrotherapie und Dehnung, antiphlogistischen Salbenverbänden sowie NSAR. Gerade bei mehrtägigen oder mehrwöchigen Rennen ist eine konsequente Physiotherapie und Massage nach jeder Etappe zur idealen Erholung der Muskulatur und des Bandapparates von größter Bedeutung.
Spezielle Anpassungen der Materialien am Rad, zum Beispiel Lenkerbänder mit Gelpads, und des Zusatzequipments wie Handschuhe und Schuhe können dazu beitragen, Überlastungsbeschwerden zu reduzieren oder zu verhindern. Seit langem gilt sowohl für Radfahrer im Profi- als auch im Hobbybereich, dass zusätzlich zum sportartspezifischen Training ein ausgeglichenes Ganzköpertraining durchgeführt werden sollte, um zum Beispiel auch die Rumpfmuskulatur zu stärken. Zeitlich eignet sich für ein solches spezifisches Muskelaufbautraining vor allem die radtrainingsfreie Winterzeit.

Dr. Christian Schoch, Dr. D. Wagner, Prof. Gerhard Bauer

Schulsport

Fünf Prozent aller Schüler verletzen sich jedes Jahr beim Schulsport. Dadurch wird eines der Hauptziele des Sportunterrichts, die Kinder zu lebenslangem Sporttreiben zu motivieren, in Frage gestellt.

Der Orthopäde, Chirurg und Diplom-Sportlehrer Dr. med. Jens Kelm, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universitätsklinik Homburg/Saar, zieht durch die Analyse von Schulsportunfällen Schlüsse zur Vorbeugung von Verletzungen im Sportunterricht.
„Bei der überwiegenden Zahl der Schulsportunfälle kommt es zu Bagatellverletzungen. Betroffen sind häufig Kinder in der Pubeszens", so der Homburger Arzt. Dafür verantwortlich könnten einerseits hormonelle Änderungen sein, die zur psychischen Instabilität führen. Andererseits könnten ausgeprägte konstitutionelle Proportionsverschiebungen gestörte motorische Handlungsabläufe, Selbstüberschätzung und Konzentrationsmangel mit sich bringen. Den hohen Anteil der Ballsportunfälle führt Kelm darauf zurück, dass von den Individualsportarten große Unterrichtsanteile auf die Mannschaftsspiele verlagert wurden und zudem die Komplexität der Spielabläufe an sich ein erhöhtes Unfall- und Verletzungsrisiko darstellt. Außerdem würde das Unfallgeschehen in den klassischen Individualsportarten des Schulsports wie Gerätturnen und Leichtathletik über-, die Ballsportarten dagegen unterschätzt.

„Bei den Schülerinnen waren neben der Ballannahme und speziellen Geräteturnübungen vor allem Balltechniken wie Pritschen, Prellen und Schießen die vorrangig unfallbelasteten Situationen", sagt Dr. Kelm. Dies erklärt er mit sozialisationsbedingten Defiziten der Mädchen im Umgang mit Bällen. Bei den Schülern zeigte sich dagegen, dass motorische Fehlhandlungen und äußere Gewalteinwirkungen wie mangelnde Übersicht, Konzentrationsschwächen und dadurch auch unkontrolliertes und mit negativ belastetes Spiel einschließlich Foulspiel Unfallsituationen provozierten. Da sich die Mehrzahl der Unfälle in komplexen Spielsituationen ereignete, müsse sichergestellt sein, dass die sportlichen Handlung gekonnt ist, bevor die Anwendung im Wettkampfspiel erfolgt. Zudem sollten schulsportadäquate Regelanpassungen, soziales Handeln sowie methodisch organisatorische Maßnahmen zur besseren Überschaubarkeit von Spielsituationen stärker in der Unterrichtsplanung berücksichtigt werden.

Dr. Wolfgang Schillings
 

Schwimmsport

Beim Kampf um Zeiten und Platzierungen kommen sich Schwimmer normalerweise nicht in die Quere. Dies ist ein entscheidender Grund, warum sich die Sportler im Wasser nur selten verletzen; die Gefahr liegt eher außerhalb des Beckens.

Schwimmen gilt als eine eher verletzungsarme Sportart. Während es beim Training zwar schon mal zu Berührungen der Athleten kommen kann, ist dies bei Schwimmwettkämpfen fast auszuschließen. Öfters als vermutet verletzen sich Schwimmer allerdings außerhalb des Schwimmbeckens: Beim Laufen auf nassen Fliesen am Beckenrand kommt es häufig zu Stürzen oder Verletzungen an den Absperrpfosten des Beckenrands. Auf diese Weise ist es schon zu Knochenbrüchen und sogar Schädel-Hirn-Traumata gekommen. Sprünge in Untiefen und das Training von Startsprüngen im Lehrschwimmbecken bergen die Gefahr von Verletzungen des Schädels und der Wirbelsäule.

Die häufigsten Verletzungen im Schwimmsport sind an Händen und Armen lokalisiert. Diese entstehen vor allem durch ungeschicktes Anschlagen bei der Wende und beim Zielanschlag oder wenn beim Rückenschwimmen der Beckenrand übersehen wird. Finger und Hände der Schwimmer sind auch gefährdet, wenn sie an Wave-Killer-Leinen oder ihre Mitschwimmer anstoßen. Beim Überholen können außerdem durch Tritte oder Schläge auf die Schwimmbrille Lid- oder Orbitaverletzungen entstehen. Durch Schwimm-Paddles können zudem Hand- oder Kopfverletzungen verursacht werden. Auch beim Trockentraining verletzen sich Schwimmsportler vermehrt: Da das Lauftraining bedingt durch die Saisonplanung vorwiegend in der dunklen Jahreszeit stattfindet, sind Verletzungen des oberen Sprunggelenks durch Umkicken nicht selten. Diese werden durch die oftmals instabilen Sprunggelenke der Athleten noch begünstigt. Die vermehrte Beweglichkeit des oberen Sprunggelenks ist für einen optimalen Beinschlag des Schwimmers erforderlich. Durch ein begleitendes Krafttraining können Muskel- und Gelenkverletzungen entstehen, zum Beispiel eine Zerrung der Bizepssehne durch Hanteltraining.

Dr. Andreas Marka

Sportklettern

Die Klettersaison im Fels beginnt direkt nach dem Winter. Gerade durch schweren Frost ist die Gefahr eines Felsausbruchs im Frühjahr groß. Dies gilt vor allem für die löchrigen Kalksteinfelsen der Fränkischen Schweiz.

Das extreme Klettern fand Anfang der 70er-Jahre eine radikale Wende. War bis dahin nur das Ziel und nicht der Weg zum Ziel die Herausforderung, so wurde nun die Idee des „freien Kletterns" geboren. Freiklettern bezieht sich auf die freie Durchsteigung einer Klettertour, das heißt das Seil und die Sicherungsmittel dienen nur der Absicherung des Kletterers und nicht als Fortbewegungsmittel. Während in der Öffentlichkeit noch die Meinung vom Risikosport verbreitet ist, stellte sich Sportklettern als risikoarm dar. Schwere Unfälle sind dank moderner Sicherungstechniken und Ausrüstung selten. Nach aktuellen Angaben des Deutschen Alpenvereins gibt es derzeit über 300.000 aktive Kletterer in Deutschland, Tendenz steil bergauf. Seit 1991 finden regelmäßig Welt- und Europameisterschaften sowie Weltcups und nationale Wettkämpfe statt. Derzeit sind 76 Nationen im Weltwettkletterverband (IFSC) Mitglied und die Anerkennung durch das IOC erfolgte im Februar 2010. Dachverband des deutschen Klettersportes ist der Deutsche Alpenverein (www.alpenverein.de).

Anforderungs- und Belastungsprofil

Sportklettern zeichnet sich durch relativ kurze, aber hochintensive Belastungen aus. Hierbei ist vor allem die Fingerkraft sowie lokale anaerobe Kraftausdauer der Unterarme leistungsbestimmend. Klettern beinhaltet eine natürliche Bewegung, die quasi von klein auf spielerisch erlernt wird. Da der Klettersport wesentlich vom Verhältnis Kraft zu Körpergewicht bestimmt ist, sind Essstörungen nicht selten. Zur Kletterausrüstung gehören spezielle Kletterschuhe, Klettergurt, Seil und Karabiner. Ein gemeinsames Merkmal aller Kletterschuhe ist die Tatsache, dass sie möglichst eng getragen werden, um einen optimalen Felskontakt zu vermitteln. Dies führt häufig zu gesundheitlichen Problemen. Die Einführung von Bohrhaken war wichtiger Wegbereiter für die explosionsartige Leistungssteigerung im Klettersport. So gehören mittlerweile Stürze ins Seil zur Tagesordnung des Sportkletterers.

Akute Verletzungen
Bei Verletzungen und Überlastungen von Sportkletterern stehen Finger- und Handläsionen im Vordergrund (siehe Tabelle). Die häufigste akute Verletzung bei den vom Autor untersuchten Patienten stellt dabei die Ringbandruptur dar, gefolgt von Kapsel-Bandverletzungen der Fingergelenke und Sehnenverletzungen. Während die Diagnose und Therapie der meisten dieser Verletzungen für den Sportmediziner keine Schwierigkeit darstellen, sind die Ringbandverletzungen jedoch eine eigene Entität, die in anderen Sportarten äußerst selten vorkommt. Sturzverletzungen führen, weitaus seltener, vor allem zu Verletzungen der unteren Extremität, einerseits durch Bodenaufprall, andererseits durch Felskontakt beim Sturz. Es finden sich häufig Sprunggelenks- und Fersenbeinbrüche. Schwere Verletzungen und Polytraumata sind vergleichsweise selten.

Chronische Verletzungen
Bei chronischen Verletzungen finden sich vor allem Tenosynovitiden der Fingerbeugesehnen, Epikondylitiden sowie andere Sehnenansatzentzündungen. Aber auch Schulterprobleme mit Instabilitäten, SLAP-Läsionen und Bizepssehnentendinosen treten zunehmend in den Vordergrund. Chronische Überlastungsreaktionen korrelieren mit Schwierigkeitsniveau und Kletterintensität. Speziell zu beachten sind Ermüdungsfrakturen im Bereich der Wachstumsfugen jugendlicher Kletterer. Berichten 12- bis 15-Jährige über belastungsinduzierte Fingerschmerzen, muss eine Verletzung der Wachstumsfuge mittels Schichtbildaufnahme ausgeschlossen werden, falls sich keine andere Diagnose findet und das Röntgenbild unauffällig ist. Weitere chronische Problematiken sind Arthrosen der Fingergelenke und Handwurzeln.

Spezielle Rolle des betreuenden Arztes
In der Klettererbetreuung spielt vor allem bei Jugendlichen die Vorbeugung eine essenzielle Rolle. Hierbei gilt es, die Kinder und Jugendlichen jährlich nach orthopädischen und pädiatrischen Gesichtspunkten zu beurteilen. So können reversible Bewegungseinschränkungen der Finger früh erkannt und vor allem Epiphysenverletzungen detektiert werden. Aber auch der Gesamtentwicklungszustand des Kindes muss berücksichtigt werden. Nur so lassen sich zum Beispiel Essstörungen frühzeitig erkennen. Häufig sind weiterhin Muskelverkürzungen der Unterarmbeuger und eine Fehlhaltung der Brustwirbelsäule mit Kyphose (Klettererrücken). Hochintensives Fingerkrafttraining, zum Beispiel am Campusboard, darf in jungen Jahren nicht durchgeführt werden. Während viele Kinderklettergruppen unter regelmäßiger sportmedizinischer Betreuung stehen, ist dies bei Erwachsenen deutlich seltener. Dies muss verbessert werden, denn viele Kletterer suchen erst Monate nach einer Verletzung den Arzt auf.

Tabelle 1: Empfehlungen zur Vorbeugung
* altergemäßes Training
* kein Campusboard-Training im Kinder- und Jugendalter
* Auf- und Abwärmen, vor allem der Fingergelenke
* Ausgleichstraining zur Verbesserung vernachlässigter Muskelgruppen
* Behandeln von Verletzungen statt Negieren
* Therapeutisches Taping nach Ringbandverletzung
* Vermeidung monotoner Trainingsbelastungen
* Partnercheck beim Einbinden und Sichern

Tabelle 2: Die zehn häufigsten Lokalisationen der kletterspezifischen Diagnosen (1/98-12/01, n=604)
Finger 247 (41,0%)
Unterarm/Ellbogen 81 (13,4%)
Fuß 55 (9,1%)
Hand 47 (7,8%)
Wirbelsäule/Rumpf 43 (7,1%)
Haut 42 (6,9%)
Schulter 30 (5,0%)
Knie 22 (3,6%)
Sonstige 37 (6,1%)
Polytrauma 5 (0,8%)

Tabelle 3: Die zehn häufigsten Verletzungen und Überlastungserscheinungen der Finger (aus dem Gesamtklientel n=604)
Ringbandruptur 74
Ringbandzerrung 48
Tenosynovitis 42
Kapselverletzung 37
Arthritis (akut) 13
Ganglion 11
Sehnenzerrung 7
Fraktur 7
Arthritis (chron.) 5
M. Dupuytren 5

PD Dr. Volker Schöffl

Squash

Squash (aus dem englischen „to squash" = zusammendrücken, zerquetschen) zählt mit seinen häufigen Richtungswechseln zu den schnellsten Rückschlagsportarten. Im Ursprungsland England entwickelte sich Squash Mitte des 19. Jahrhunderts und verbreitete sich rasch weltweit durch das Commonwealth. Die erfolgreichsten Spieler und Teams kommen daher auch aus Ländern wie Malaysia, Indien, Pakistan, Australien, Neuseeland, Ägypten und England. In Deutschland nahm die Popularität dieser Sportart ab den 1970er-Jahren zu und erlebte seinen Höhepunkt in den 1990er Jahren. Etwa 0,6 Millionen Deutsche betrieben 2004 intensiv Squash, 1,92 Millionen spielten gelegentlich.

Anforderungs- und Belastungsprofil
Squash zeichnet sich durch eine Intervallbelastung mit kurzen Regenerationszeiten aus. Häufige Stop-and-Go-Bewegungen mit plötzlichen Richtungswechseln und raschen Antritten sowie Sprints unter maximalem Krafteinsatz erfordern eine ausgeprägte Beweglichkeit des gesamten Bewegungsapparates sowie eine über die Gesamtspielzeit hohe Ausdauerleistung. Herzfrequenz- und Laktatmessungen ergaben eine mittlere bis hohe Belastungsintensität im Squash. Die Schnelligkeit des Spiels bedingt eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit, gute Koordination und Reaktionsschnelligkeit. Für adäquate Schlagbewegungen sind stabile und gut bewegliche Schultergelenke sowie eine funktionell trainierte Unterarmmuskulatur, für Schnelligkeit und Ausdauer sind kraftvolle und schnell reagierende Beinmuskeln notwendig. Hüftgelenke und -muskulatur sollten wie die Rumpfmuskulatur flexibel sein, um Bälle in jeglicher Lage schlagen zu können.

Akute Verletzungen
Squash zählt zu den verletzungsträchtigeren Sportarten. Dies ist unter anderem durch die Besonderheit bedingt, dass die Gegenspieler sich das gleiche, geschlossene Spielfeld teilen mit der erhöhten Gefahr der gegenseitigen Verletzung durch Schläger oder geschlagenen Ball sowie eine Behinderung durch den Gegner selbst. Schlägerverletzungen treten meist als Prellungen am Rücken auf, auch Bälle verursachen hier gehäuft Prellmarken.
Augenverletzungen sind die häufigste Ballverletzung im Squash, bedingt durch die Größe des Spielballs (ca. 40 mm Durchmesser) und Ballgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern bei professionellen Spielern. Weltweit besteht eine Inzidenz von 7 bis 49 Prozent von Augenverletzungen im Squash. Dabei ist die traumatische Netzhautablösung die schwerwiegendste Verletzung.
Aufgrund der plötzlichen und raschen Stop-and-Go-Bewegungen mit Richtungswechseln treten vermehrt Muskelfaserrisse an den Beinmuskeln, Achillessehnenrupturen sowie Kniegelenkdistorsionen mit Meniskus-, Kreuz- oder Seitenbandläsionen auf. Der Court, das Spielfeld, ist mit seiner Begrenzung durch harte Wände bei Anpralltraumata selbst verletzungsgefährdend. Es können Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen auftreten.

Chronische Verletzungen
Die hohe Intensität und Belastungsspitzen des Spiels führen sowohl zu chronischen Fehlbelastungen der unteren Extremität mit gehäuften Arthrosen von Hüft-, Knie- und Sprunggelenken als auch zu Muskelfaserläsionen und Tendinosen (z.B. Patellaspitzensyndrom) mit sekundären Rupturen (z.B. Achillessehnenriss) sowie zu Stressfrakturen unter anderem der Mittelfußknochen. Häufige Richtungswechsel im Spiel können vermehrte Distorsionen des oberen Sprunggelenks mit daraus folgender chronischer Instabilität bedingen.
Vermehrte Rückenbeschwerden insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule sind auf die erforderliche Rumpfbeweglichkeit zurückzuführen. 52 Prozent aller Überlastungsbeschwerden im Squash betreffen den Rücken, es besteht eine positive Korrelation zu höherem Spielniveau und höheren Trainingsintensitäten.
Wie bei anderen Racketsportarten sind auch im Squash Sehnenerkrankungen und -entzündungen des Schlagarms typische Überlastungsschäden an Ober-, Unterarm und Hand. Insbesondere am Handgelenk können durch falsche Schlagtechnik chronische Probleme auftreten. Bei Rückhandschlägern tritt häufiger an der Schulter ein subacromiales oder subcoracoidales Impingement auf.

Spezielle Rolle des betreuenden Arztes
Im Rahmen der Vorbereitungsphase und des Trainings kann der Arzt nach Absprache mit den Trainern auf das Trainingsprogramm Einfluss nehmen. Zur Vermeidung von akuten wie chronischen Schäden sollte auf ein ausreichendes Aufwärmen sowie ein gezieltes Propriozeptions- und Koordinationstraining vor allem der unteren Extremitäten geachtet werden. Regelmäßige Leistungstests sind begleitend bei Steigerung des Trainings- und Spielaufkommens erforderlich, um eine sportphysiologische Herz-Kreislaufbelastung zu gewährleisten. Im höheren Leistungsbereich ist eine ergänzende Ernährungsberatung sinnvoll.
Bei auftretenden Problemen mit dem Equipment (z.B. Schläger, Schuhe) ist eine sportmedizinische Begutachtung und Beratung notwendig. Insbesondere sollte der betreuende Arzt die Verwendung einer Schutzbrille zur Prävention von Augenverletzungen fordern und die Sportler für diese spezielle Problematik im Squash sensibilisieren. Im Wettkampf stehen die Erstversorgung von akuten Verletzungen und gegebenenfalls der Weitertransport des Sportlers in die Klinik im Vordergrund.

Dr. Matthias Muschol

Stabhochsprung

Traditionell waren deutsche Athleten bei den vergangenen Weltmeisterschaften insbesondere in den Wurfdisziplinen erfolgreich. Aber auch in den Sprungdisziplinen können einzelne deutsche Sportler immer wieder auf sich aufmerksam machen. Mit dem Ziel, möglichst viele Medaillen und Endkampfplatzierungen zu erreichen, werden die Athleten vom Betreuerteam über viele Wochen optimal auf die Spiele vorbereitet - Verletzungen lassen sich aber nie gänzlich verhindern.

Muskel- und Sehnenprobleme
Durch die Sprintbelastung beim Anlauf zum Stabhochsprung besteht ein akutes Verletzungsrisiko der Sehnen und Muskeln der Beine. Vor allem Muskelzerrungen und -faserrisse beziehungsweise Teilrisse der Oberschenkelbeugermuskeln sowie auch Achillessehnenrisse treten gehäuft auf. Auch beim Absprung findet sich genau wie bei anderen Sprungsportarten durch den Impuls in der Abdruckphase eine erhöhte Verletzungswahrscheinlichkeit in diesen Strukturen. Je nach Ausprägung der Muskelverletzung können die Athleten erst nach sechs bis acht Wochen ihr Training wieder aufnehmen, bei Achillessehnenrupturen und sich daran anschließender operativer Versorgung meist erst nach drei Monaten.
Auch chronische Entzündungen der Achilles- oder Patellasehne häufen sich insbesondere durch das intensive Sprungkrafttraining. Um derartige Überlastungsphänomene auszubehandeln, sind oft physiotherapeutische Maßnahmen erforderlich, in einzelnen Fällen auch in Kombination mit Injektionen. Problematisch wird häufig der zu frühe Wiedereinstieg in die sportartspezifische Belastung gesehen, der zu einem Wiederauftreten der Beschwerdesymptomatik führen kann, insbesondere wenn keine präventiven Maßnahmen wie zum Beispiel exzentrisches Muskeltraining durchgeführt wurden.

Gefährdete Wirbelsäule
Am häufigsten klagen Stabhochspringer über Rücken- beziehungsweise Wirbelsäulenbeschwerden. Rotationsbelastungen treten sowohl beim Anlauf als auch nach dem Absprung bis hin zur Landung auf. Ein besonderes Gefahrenmoment stellt der Absprung dar. Wenn der Athlet „unterläuft", das heißt sich bei seinem Absprung zu nah am Einstichkasten befindet, kommt es zum Hyperextensionsstress der Lendenwirbelsäule. Spondylolysen und Spondylolisthesen an den unteren Wirbelbögen werden bei Stabhochspringern gehäuft beobachtet. Durch Stauchungen in diesem Bereich werden Blockierungen und im Anschluss Muskelverspannungen provoziert.
Krafttraining als Prophylaxe
Auch die obere Extremität ist einer gewissen Verletzungsgefahr ausgesetzt: Sowohl durch das Tragen des Stabes als auch in der Absprung- und Abstoßphase treten Belastungen am Schultergelenk auf, die zu Sehnenrissen oder in einzelnen Fällen auch zu Luxationen führen können.
Auch kommen gelegentlich ernsthafte Verletzungen beim Stabhochsprung vor, teilweise sogar mit Todesfolge. So ist der Sturz in den Einstichkasten nicht immer zu vermeiden. Je nachdem, mit welchem Körperteil der Athlet landet, können schwerwiegende Verletzungen wie zum Beispiel Schädelfrakturen und Wirbelkörperbrüche auftreten.
Präventiv wird bei Stabhochspringern ein intensives Krafttraining absolviert, um die belasteten Gelenke möglichst optimal muskulär zu stabilisieren und das Verletzungsrisiko dadurch effektiv zu minimieren.

Prof. Dr. Holger Schmitt

Tennis

Mit 0,08 Verletzungen pro 1.000 Stunden Sportausübung gehört Tennis nicht zu den verletzungsintensiven Sportarten. Akute Verletzungen sind selten und betreffen fast ausschließlich die unteren Extremitäten. Als Folge der im Tennissport häufigen plötzlichen Stopps und schneller Dreh- sowie Abbremsbewegungen kann es durch Umknickereignisse zu Verletzungen des Kapsel-Band-Apparates am Sprung- oder Kniegelenk kommen. Hier kommt dem Bodenbelag eine besondere - auch prophylaktische - Bedeutung zu. Auf Aschenplätzen springen die Bälle in der Regel langsamer ab, was für den Spieler eine etwas längere Reaktions- und Vorbereitungszeit bedeutet. Außerdem rutscht der Schuh auf Asche besser und bremst den Fuß nicht unvermittelt ab, so dass die Umknickhäufigkeit deutlich geringer ist als beispielsweise auf Kunststoff- oder Teppichboden.

Tennisellbogen bei Profis selten
Während der Tennissport im Volksmund mit der Epicondylopathia humeri radialis, dem sogenannten Tennisellbogen, in Verbindung gebracht wird, findet sich diese Überlastungsreaktion beim Profi äußerst selten. Die Medical Commission der Tennis-Association beschreibt in ihren Statistiken Verletzungen und Überlastungsschäden in der Ellenbogenregion nur mit einer Häufigkeit von sechs Prozent und damit weit unter der anderer Körperregionen (siehe Tabelle). Dies ist dadurch erklärbar, dass der Anfänger häufig „aus dem Handgelenk" schlägt, wie zum Beispiel beim Tischtennis, wodurch insbesondere die Handgelenksstrecker, die am Ellenbogen ihren Ursprung haben, chronisch überlastet werden. Der Profi führt im Gegensatz dazu seine Schläge aus dem Arm mit muskulär stabilisiertem Handgelenk durch. Außerdem kommen Griffstärke und Bespannungshärte eine gewisse Bedeutung in der Entstehung der Epicondylopathie zu. Bei Anfängern sollte die Bespannungshärte 26 bis 27 kp nicht überschreiten, der Griffumfang dem individuellen Abstand von der Handflächenmittellinie bis zur Spitze des Mittelfingers entsprechen.

Wiederkehrende Mikroverletzungen
Am häufigsten taucht in den Verletzungsstatistiken der Profis die Schulter auf mit einer Häufigkeit von über 20 Prozent, gefolgt von Wirbelsäulen- und Oberschenkelproblemen (siehe Tabelle). Es handelt sich dabei weniger um akute Verletzungen als um Folgen wiederholter Mikrotraumata, die mit der sportspezifischen Belastung dieses Überkopfsportes einhergehen. Aufschläge erreichen mittlerweile sowohl bei Damen als auch bei Herren Geschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern (Weltrekord: Andy Roddick mit 249,4 km/h). Durch die extreme Außenrotation im Schultergelenk kommt es auf Dauer zu einer Überdehnung der vorderen Gelenkkapsel, die als Folge zu einer Fehlbelastung anderer Weichteilstrukturen wie der Sehnen der Rotatorenmuskulatur oder der Schulterlippe (Labrum) führen kann. Hier kommt der Prophylaxe durch gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen bei muskulären Ungleichgewichten sowie einem guten Aufwärmprogramm vor Beginn des Aufschlag- und Schmetterballtrainings eine wichtige Rolle zu.
Wegen des oft sonnigen und warmen Wetters bei vielen Turnieren muss der betreuende Arzt zusätzlich zu seinen sonstigen Aufgaben beratend tätig werden bezüglich entsprechender Schutzkleidung und ausreichender und auch regelmäßiger Aufnahme von Flüssigkeit und Elektrolyten - nicht nur zwischen den Spielen, sondern auch beim Seitenwechsel.

Tabelle: Verletzungsstatistik beim Tennis (Verletzungen und Sportschäden bei 290 männlichen Tennisprofis nach Körperregion, Quelle: ATP Medical Commission)
Schulter:     58 (20,9 %)
Wirbelsäule:     43 (14,8 %)
Oberschenkel:     40 (13,8 %)
Fuß:         34 (11,7 %)
Becken/Hüfte:     21 (7,2 %)
Knie:        21 (7,2 %)
Ellenbogen:     18 (6,2 %)
Hand/Finger:    6 (2,1 %)

Dr. Hand-Gerd Pieper

Tischtennis

Tischtennis ist eine sehr komplexe Sportart und gehört zu den schnellsten Rückschlagspielen. Es treten Spitzengeschwindigkeiten des Balles zwischen 170 und 190 Stundenkilometern auf. Dem Athleten bleibt lediglich eine Reaktionszeit zwischen 0,07 und 0,25 Sekunden, um seine nächste Aktion durchzuführen. Nicht nur eine schnelle Reaktionszeit, sondern auch eine gute Sehkraft wird benötigt, um den rotierenden Stempel des Zelluloid-Balles mit Rotationen von bis zu 3000 Umdrehungen pro Sekunde erkennen zu können.

Tischtennis gehört zu den Intervallsportarten mit Belastungen von 3 bis 5 Sekunden und einer Pause von etwa 7 Sekunden. In der Aktionsphase findet der Stoffwechsel ausschließlich anaerob-alaktazid, über das ganze Spiel gesehen aerob statt. Ein Match dauert 20 bis 40 Minuten. Über einen Turniertag verteilt können schon mal vier bis sechs Spiele mit Belastungspausen von 10 Minuten bis zu 4 Stunden auftreten. Während der Spiele werden Pulswerte von 80 bis 170 Schlägen pro Minute erreicht. In den Spielunterbrechungen sinkt die Herzfrequenz um 20 bis 40 Schläge ab.

Zu den Voraussetzungen von Tischtennisspielern gehören insbesondere Schnelligkeit, Schnellkraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit sowie die Fähigkeit, sich zwischen den einzelnen Spielen schnell zu regenerieren.

Muskuläre Verletzungen

Beim Tischtennis kann es an allen Extremitäten zu Muskelverletzungen wie Zerrungen, Prellungen bis hin zu Muskelfaserrissen kommen. An den Armen werden vor allem der Bizeps- und Trizepsmuskel durch die hohen Beschleunigungskräfte bei Topspinschlägen beansprucht. Gerade das Spiel eines Angreifers gegen einen Abwehrspezialisten erfordert von diesem eine vermehrte Muskelarbeit infolge längerer Ballwechsel sowie den Rückschlägen des stark rotierenden/angeschnittenen Balls.

Muskelverletzungen an den Beinen im Adduktorenbereich sind auf schnelle Richtungswechsel und Ausfallschritte zurück zu führen. Gerade im ansatznahen Bereich der Schambeinfuge kann es zu chronischen Sehnenansatzverletzungen oder Muskelfaserrissen kommen.

Instabilitäten

Instabilitäten können im Bereich der Lendenwirbelsäule in Form von Gleitwirbeln auftreten. Die nach vorne gebeugte Grundhaltung im Tischtennis, das Kurzspiel über der Platte und die einseitige Belastung durch die Rotation bei der Ausholbewegung begünstigen den Entstehungsmechanismus.

Zahlreiche Spieler zeigen eine gewisse ventrale Instabilität der Schlagarm-Schulter. Dies führt zu wiederkehrenden Sehnenansatzverletzungen im Bereich des großen und kleinen Brustmuskels sowie zu Impingementerscheinungen durch Kompression der Sehne des Supraspinatus-Muskels im so genannten subacromialen Raum. Auch Schleimbeutelentzündungen in diesem Bereich kommen häufig vor.

Traumatische Verletzungen

Traumatische Verletzungen sind beim Tischtennis eher selten. Am häufigsten sind Umknickverletzungen des Sprunggelenks bei Ausfallschritten oder Seitwärtsbewegungen mit dadurch bedingten Läsionen des Kapsel-Band-Apparates. In letzter Zeit sind zudem Distorsionen des Kniegelenks mit Riss des vorderen Kreuzbandes durch schnelle Vorwärts-Rückwärtsbewegungen gehäuft aufgetreten. Als Verletzungsursache kommt hierbei der Kontakt mit der Seitenbegrenzung mit multiplen Prellungen in Frage.
Verletzungen an der Schlaghand treten nach erfolgtem Kontakt mit dem Tisch während der Schlagausführung auf. Hier sind besonders Hautverletzungen und Blutergüsse unter der Fingernagelplatte zu nennen.

Prophylaxe

Nicht nur regenerative Maßnahmen in Wettkampfzeiten und Trainingslagern stehen im Vordergrund der Verletzungsvorbeugung, sondern auch die Statik des Skeleto- und Myofascial-Systems. Hierbei sollten die für den Sport spezifischen Anpassungserscheinungen, wie zum Beispiel eine gewisse Hypermobilität des unteren Sprunggelenks bei Sidestep-Bewegungen, nicht aufgehoben werden. Langfristig sind gezielte Therapien der „Problemzonen“ und muskulären Dysbalancen anzugehen. Durch den gedrängten Turnierplan mit vielen Wettkämpfen und damit verbundenen Reisen ist eine dauerhafte Therapie und prophylaktisches Training nur eingeschränkt möglich.
In diesem Zusammenhang sind auch allgemeine Fitnessvoraussetzungen von zunehmender Bedeutung. Sowohl in der Saisonvorbereitung als auch in der laufenden Saison sollte daher neben einem regelmäßigen Krafttraining auch ein gutes Grundlagenausdauerniveau angestrebt werden. Dies schafft die Voraussetzungen für eine erhöhte Belastbarkeit in den Trainingsmaßnahmen sowie eine verbesserte Regeneration zwischen den wiederholten Wettkampfbelastungen insbesondere im Rahmen von großen Turnieren.

Medizinische Betreuung

In der Wettkampfbetreuung sind akute regenerative Maßnahmen wichtig. Die Pausen zwischen den Spielen müssen dafür optimal genutzt werden. Häufig kommt es durch das viele Reisen in teilweise sehr unterschiedliche Klima- und Zeitzonen zu Erkältungen. Während einer Europa- oder Weltmeisterschaft besteht das medizinische Betreuerteam aus einem Mannschaftsarzt und zwei Physiotherapeuten. Der Arzt hat disziplinübergreifende Aufgaben und muss neben der Akutversorgung von kleineren Blessuren während der Wettkämpfe auch die allgemeinmedizinisch-internistische Versorgung, beispielsweise von Infekten und Magen-Darm-Problemen, vor allem in den Regenerationsphasen zwischen den Wettkämpfen absichern. Insbesondere durch die überschaubare Größe des Teams bedarf es einer guten interdisziplinären Zusammenarbeit und eines perfekten Zusammenspiels des gesamten Betreuerteams. Nur eine optimale Versorgungsstruktur im Umfeld ermöglicht es dem Athleten, seine optimale Leistung abzurufen und ist damit eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg einzelner Athleten wie auch des gesamten Teams.

Dr. Bernd Wolfarth

Triathlon

3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,195 Kilometer Laufen -Triathlon als Kombination dreier Ausdauersportarten verschiebt die Grenzen der Ausdauerleistungsfähigkeit in völlig neue Dimensionen. Jedes Jahr treffen auf Hawaii die härtesten und besten Triathleten aufeinander, um beim bekanntesten Dreikampf der Welt alles für Ruhm und Ehre zu geben. Auch der diesjährige Ironman Hawaii wird sicher wieder einige spektakuläre Highlights bieten, neue Helden hervorbringen - und verletzungsgeplagte Athleten das Handtuch schmeißen lassen.
Kein anderer Ausdauersport trainiert so umfangreich die Muskulatur, den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System wie ein Triathlon. Das Risiko einer akuten Verletzung (15-56 %) ist im Vergleich zu anderen Sportarten eher gering. Ein Großteil der Triathleten (41-91 %) erleidet allerdings während der Saison eine Verletzung aufgrund einer Überlastung. Die meisten Verletzungen sind nicht gravierend, da weniger als die Hälfte der Triathleten verletzungsbedingt ihre Saisonvorbereitung unterbrechen müssen.

Laufen ist mit 58 bis 70 Prozent aller Verletzungen innerhalb des Triathlons die verletzungsträchtigste Sportart, gefolgt von Radfahren und Schwimmen. Dabei sind die Beine am häufigsten betroffen:

  • Knie: 25-42 %
  • Achillessehne: 10-27 %
  • oberes Sprunggelenk: 7-22 %
  • Fußsohlenfaszie: 6 %

Beim Laufen kommt es zu Kapsel-, Band- und Muskelverletzungen. Häufiger sind belastungsbedingte Achillessehnenbeschwerden, die Entzündung der Fußsohlenfaszie, Muskel-Sehnen-Ansatz-Reizungen (Insertionstendinosen) sowie Ermüdungsbrüche (Stressfrakturen) von Mittelfußknochen, Schien-, Waden- und Fersenbein sowie Oberschenkelknochen und Becken.
Durch Radfahren können neben Schürfungen und Prellungen gravierende Verletzungen hervorgerufen werden. Am häufigsten kommt es zum Schlüsselbeinbruch und zur Schultereckgelenkssprengung, außerdem zu Schädel-Hirn-Verletzungen und Brüchen der Wirbelkörper. Überlastungsbedingte Probleme entstehen durch Insertionstendopathien um das Kniegelenk, den Fuß und die Wirbelsäule sowie durch Muskelschmerzen im Schulter-Nackenbereich.
Beim Schwimmen kommt es zu Insertionstendopathien im Schulter-Nacken-Bereich sowie zur Funktionsbeeinträchtigung des Schultergelenks (Impingementsyndrom) mit subakromialen Schleimbeutelentzündungen bei muskulärer Dysbalance und Schulterinstabilität. Verletzungen können durch Schürfungen am Kälteschutzanzug, der auf Hawaii allerdings aufgrund der hohen Wassertemperatur verboten ist, Lidverletzungen (zum Beispiel durch einen Tritt oder Schlag auf die Schwimmbrille) sowie durch Hautverbrennungen entstehen.
Die meisten Verletzungen (75-91 %) werden beim Vorbereitungstraining erlitten. Hingegen berichten nur 8 bis 27 Prozent der Triathleten über Verletzungen während des Wettkampfs. Trotzdem ist das Risiko im Wettkampf gegenüber dem Training etwa um das sechsfache erhöht.

Auch im Hinblick auf innere Krankheiten sollten Triathleten einige Punkte beachten: Gerade beim Ironman auf Hawaii kann es zu Schweißbildungsraten von sechs bis zehn Litern in drei Stunden kommen. Während der Belastung muss daher regelmäßig eine Flüssigkeit getrunken werden, der zuvor ein Gramm Salz pro Liter hinzugefügt wurde. Wird der Flüssigkeitsverlust nicht ersetzt, kann der Sportler in einen lebensbedrohlichen Zustand geraten.

PD Dr. Martin Engelhardt

Volleyball

Die hohe Trainings- und Spielbelastung und der fehlende Körperkontakt zum Gegner haben zur Folge, dass chronische Verletzungen und Überlastungsschäden weitaus häufiger vorkommen als akute.

Chronische Verletzungen

  • Lendenwirbelsäule (LWS): MRT-Studien zeigen einen linearen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Jahre, die ein Volleyballspieler professionell trainiert hat, und den degenerativen Veränderungen der unteren LWS. Hier zeigen sich vor allem Facettenarthrosen, Flüssigkeitsverlust der Bandscheiben und erosive Osteochondrosen, insbesondere bei bestehenden Hyperlordosen.
  • Knie: Patellaspitzensyndrome und Retropatellararthrosen sind bei der hohen Sprungbelastung sehr häufig. Oft findet sich eine relative Schwäche der Oberschenkelmuskulatur (Hamstrings und/oder Vastus medialis).
  • Schulter: Wie bei allen Überkopfsportarten ist die Schulter beim Volleyball erheblich belastet. Supra- und vor allem auch Infraspinatussyndrome sowie subacromiale Impingementsyndrome sind weit verbreitet. Häufige Ursache hierfür ist eine bei den Athleten oft zu beobachtende erhebliche Kyphosierungstendenz der BWS.
  • „Volleyballschulter": Eine Besonderheit ist die so genannte Volleyballschulter, das N. suprascapularis-Syndrom mit konsekutiver Infraspinatus-Atrophie mit einer Inzidenz von bis zu 25 Prozent bei Spitzenmannschaften. Die Ätiologie ist bis heute nicht befriedigend geklärt. Wird frühzeitig operiert, bildet sich die Infraspinatusatrophie wieder zurück, in der Regel bleibt aber eine charakteristische Delle unter der Spina scapulae.
  • Achillessehne: Wie bei einer Sprungsportart nicht anders zu erwarten, finden sich sehr häufig Reizzustände der Achillessehne bei Volleyballern. Als Ursachen dafür sind Verkürzungen der Wadenmuskulatur - hier insbesondere des Musculus soleus -, Achsabweichungen und unpassendes Schuhwerk zu nennen.
  • Ermüdungsbrüche: Stressfrakturen kommen bei Volleyballspielern häufiger im Bereich des Schienbeins vor, seltener am Mittelfuß.
  • Akute Verletzungen
  • Oberes Sprunggelenk: Die Sprungzone unter dem Netz ist sehr klein, so dass ein Spieler immer wieder auf dem Fuß eines Gegenspielers oder eines Mitspielers landet. Etwa 50 Prozent aller Verletzungen beim Volleyball betreffen das Supinationstrauma (Umknickverletzung) des Sprunggelenks mit all seinen möglichen Folgen.
  • Knie: Etwa 7 Prozent der Verletzungen beim Volleyball betreffen das Kniegelenk, meistens handelt es sich um Drehfeststelltraumen ohne Fremdeinwirkung. Meniskusläsionen und nicht selten isolierte Kreuzbandrupturen sind die Folge.
  • Fingerverletzungen: Die Finger sind vor allem beim Blockspiel extrem verletzungsgefährdet, insbesondere durch falsches Timing. Besonders häufig finden sich Seitenbandverletzungen im Fingermittelgelenk (PIP) und auch am ulnaren Seitenband des Daumengrundgelenks.

Spezielle Rolle des behandelnden Arztes

Der Mannschaftsarzt ist ein wichtiges Mitglied der 20-köpfigen Delegation bei Volleyball-Wettkämpfen. Dazu gehören die 14 Spieler, Trainer und Co-Trainer, Scout, Delegationsleiter und die medizinische Abteilung mit Physiotherapeut und Arzt. Während ein Physiotherapeut die gesamte Saison bei der Mannschaft ist, teilen sich vier bis fünf Mannschaftsärzte - ausschließlich Orthopäden - die Betreuung. Für den Informationsaustausch steht eine passwortgeschützte Internetseite zur Verfügung.

Zu den Aufgabengebieten des Orthopäden beim Volleyball gehören:

  • Begleitung bei Training und Wettkampf
  • Diagnosestellung und Versorgung von Verletzungen
  • Koordination der Heilmaßnahmen
  • Therapie von Infektionen
  • Umsetzung der Empfehlungen der jährlichen sportärztlichen Untersuchungen am OSP
  • Einigung mit Trainer und Physiotherapeut über Spiel- und Trainingspausen
  • Kontrolle der Ernährung und der Nahrungsergänzungsmittel
  • Information der Spieler und Einhaltung der Anti-Doping-Regularien
  • Begleitung zu Anti-Doping-Tests
  • Kommunikation mit dem Arzt des Heimatvereins eines verletzten Spielers

Dies erfordert bei Veranstaltungen wie der Volleyball-Weltmeisterschaft, dass der betreuende Mannschaftsarzt rund um die Uhr im Einsatz ist.

Übersicht: Vorbeugung von Verletzungen beim Volleyball

  • Sprunggelenk: aktives Stabilisierungsprogramm zur Verbesserung der Propriozeption, ggf. Orthesenversorgung
  • Knie: gezieltes Auftrainieren der Hamstrings, Kräftigung des Vastus medialis
  • Wirbelsäule: regelmäßiges Training der Rumpfmuskulatur; statische, dynamische und sportartspezifische Übungen in den Trainingsprozess integrieren
  • Schulter: Stabilisierungsübungen zur Aufrichtung aus der Brustkyphose, Stabilisierung der Schultermuskulatur, v.a. der Außenrotatoren

Wintersport

Im sportlichen Winteraktivurlaub kommt es immer wieder zu Verletzungen. Aktuelle Statistiken aus Österreich belegen, dass es in der letzten Wintersaison zwar zu keiner Zunahme von Skiunfällen mit Verletzungen gekommen ist, der Verletzungsgrad durch höher gefahrene Geschwindigkeiten jedoch gestiegen ist.
Damit der Winterurlaub nicht in der Klinik endet, sondern zum vergnüglichen und sicheren Sporterlebnis wird, sollte man sich schon im Sommer entsprechend vorbereiten. Dazu zählen Kraft-, Ausdauer- und Geschicklichkeitstraining sowie ein Material-Check. Denn ohne Fleiß kein Spaß beim Skifahren und Snowboarden. Je besser die Fitness beim Urlaubsantritt, umso geringer ist das Verletzungsrisiko.

Meistens Einzelstürze
100 Millionen Skifahrer und 10 Millionen Snowboarder können nicht irren, zählen doch beide Disziplinen zu den beliebtesten, vergnüglichsten und dynamischsten Wintersportarten. Nach ursprünglichen Bedenken kommen beide Sportarten mittlerweile gut nebeneinander auf der Piste und im freien Gelände zurecht. Die Bewegung in der freien Natur, egal ob auf einem oder zwei Brettern, erfordert jedoch gewisse Voraussetzungen, damit man den Winterurlaub auch genießen kann. Denn mehr als 90 Prozent aller Ski- und Snowboardverletzungen entstehen durch den selbst verschuldeten Einzelsturz, verursacht durch Müdigkeit, mangelndes technisches Können, geländebedingte Hindernisse und schlechte Sicht. Kollisionen der Wintersportler untereinander treten lediglich in zwei bis drei Prozent der Fälle auf. Kollisionen mit fixen Hindernissen sind häufiger. Der Großteil der Unfälle passiert am späteren Nachmittag, wo bereits die Müdigkeit in die Glieder fährt. Manchmal spielt auch Alkohol eine Rolle, wenngleich der Stellenwert des „Einkehrschwungs" bei weitem überschätzt wurde. Auch materialtechnische Probleme wie vor allem schlecht gewartete Bindungen, zu aggressives Ski- oder Snowboardmaterial und abgenutzte Schuhe sind Ursache für Verletzungen.

Gefahr: Tiefschneefahren
Alpine Gefahren lauern überall, besonders das Tiefschneefahren knapp neben der Piste bedeutet höchste Gefahr, da die frische Schneedecke in diesem Bereich den meisten Spannungsunterschieden ausgesetzt ist. Viele Wintersportler wiegen sich somit nur in vermeintlicher Sicherheit der Pistennähe und gefährden damit sich und andere. Fahren im freien Gelände setzt Können, Kondition und alpine Sicherheit mit Lawinenbasisausrüstung (Schaufel, Sonde, Piepser, Notfallequipment) sowie einen ortskundigen Bergführer voraus. Die Anforderungen für Ski- und Snowboardfahrer sind hoch. Ausdauer ist die Grundvoraussetzung. Kraft, Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Beweglichkeit sind gefordert, um beide Sportarten sicher zu genießen. Wer denkt, ohne körperliche Vorbereitung Ski fahren zu können, irrt gewaltig. Denn dann bestimmt der Ski oder das Board, wo es langgeht - und die Verletzungswahrscheinlichkeit erhöht sich um ein Vielfaches.

Ausdauer- und Krafttraining zur Vorbereitung
Wer nicht in der Lage ist, zehn Kilometer am Stück zu laufen oder 40 Kilometer auf dem Fahrrad zu fahren, sollte besser seine Ausdauer durch ein Grundlagentraining stabilisieren. Was nützt das beste Material, wenn bei der ersten Abfahrt im Tiefschnee bereits die Oberschenkel brennen. Sportarten wie Langlaufen im Winter sind dann eine gute Alternative. Der Startschuss zum Wintertraining sollte spätestens im Sommer erfolgen. So machen es auch die Profis. Ausdauerläufe, Radtouren, Inline-Skaten und andere Ausdauersportarten sind bestens geeignet, um über den Sommer Kondition aufzubauen. Speziell Mountainbiken ist ein ideales Training fürs Skifahren und Snowboarden. Neben der Grundlagenausdauer kann man auch Kraftausdauertraining, Koordination, Geschwindigkeit und Geschicklichkeit trainieren. Moderates Krafttraining wirkt nicht nur Wunder im Tiefschnee, sondern formt auch den Körper. Heute gibt es eine Vielzahl von Fitnessstudios, die spezielle Angebote für die Wintersportvorbereitung im Programm haben.

Technik und Ausrüstung
Um die klassischen Skiverletzungen wie Skidaumen oder die langwierigen Kniebänderrisse beziehungsweise snowboardertypischen Handgelenks- und Sprunggelenksverletzungen zu vermeiden, gilt es, auch an der Technik zu feilen. Wer glaubt, ein guter Wintersportler zu sein, sollte sich nicht darauf ausruhen, sondern zumindest einmal pro Saison eine Nachschulung machen. Es ist oft erstaunlich, was man dabei noch lernen kann.
Auch macht der Einsatz von Schutzelementen im Ski- oder Snowboardhandschuh Sinn, um den häufigen „Skidaumen" und den typischen „Snowboarder-Handgelenksbruch" auf ein Minimum zu reduzieren - laut aktueller Literatur um bis zu 75 Prozent. Das Tragen von leichten, wintertauglichen Sporthelmen wie auch von Rückenprotektoren sind durchaus sinnvolle Schutzmaßnahmen und werden zunehmend angenommen.

Material-Check
Der Material-Check vor der Wintersaison ist ein Muss. Dazu zählt die Bindungseinstellung mit den eigenen Schuhen sowie das Kanten- und Belagtuning für Ski und Snowboard. Das Zusammenspiel von Skischuh und Bindung wird ganz wesentlich vom Zustand der Sohle bestimmt. Sollte diese abgerundet oder desolat sein, ist dringend ein Neukauf angezeigt, da sonst die Bindungsauslösung ganz wesentlich beeinflusst wird. Im Gegensatz dazu wird beim Snowboarden mit Fixbindungen gefahren, das heißt, jede ungewollte Lösung des Schuhs vom Board wäre fatal. Daher sollten immer die Bindungsinserts im Board auf Festigkeit und die Schnallen der Bindungen überprüft werden. Auch sollten die Snowboard-Bindungen mit den Schuhen die seitlichen Wangen des Boards nicht überragen, da es sonst zu ungewolltem Schneekontakt mit den Schuhen beim Carven und somit zu schweren Stürzen kommen kann.
Bevor man sich in das Vergnügen einer Abfahrt stürzt, sollte man sich immer aufwärmen, speziell dann, wenn es am Lift extrem kalt war. Übrigens nur ein Viertel bis ein Fünftel der Zeit wird pro Tag aktiv mit Pistenabfahrten genossen. Der Rest der Zeit geht beim Schlangestehen am Lift, Liftfahren, Anschnallen, Schließen der Schuhe oder Pausieren verloren. Daher sind Ski- und Snowboardtouren mit aktivem Aufstieg und „verdienter Abfahrt" - ebenso wie das Lang- laufen oder Schneeschuhwandern - eine reizvolle Alternative fernab aller Menschenmassen.
Dr. Klaus Dann

Der Knorpelschaden des Sportlers
Nicht nur die medizinische Fachliteratur, sondern auch zunehmend die "bunte" Presse beschäftigt sich mit der Thematik "Knorpeltherapie". Leider werden in diesen Darstellungen überzogene Erwartungen an die therapeutischen Möglichkeiten in der Öffentlichkeit geschürt. Beim hyalinen Knorpel handelt es sich um eine komplexe Gewebsstruktur mit hohem Wassergehalt, die eine abriebsarme Beschichtung der Gelenke mit hoher Elastizität darstellt. Diese Knorpelbeschichtung ist auf Grund eines Wasserverlustes dieses Gewebes im Alter gefährdet und mündet in den allgemein bekannten Veränderungen der Verschleißerkrankung oder Arthrose. Beim Sportler handelt es sich eher um Schäden des Knorpels im Rahmen von unfallbedingten Veränderungen oder auf Grund von Fehlbelastungen. Die ist getrennt von den Verschleißerkrankungen des Kniegelenkes zu sehen, so dass Knorpeltherapie nicht zwangsläufig gleich Arthrosetherapie ist.

Das Knorpelgewebe ist weder mit Nerven noch mit Gefäßen versorgt. Die Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen wird über die Gelenkflüssigkeit gewährleistet. Der Schmerz beim Gelenkschaden entsteht meist durch die begleitende Reizung der Gelenksinnenhaut. Auf Grund der großen knorpeligen Flächen und der Verletzungsanfälligkeit steht das Kniegelenk bei der Versorgung von Sportlern im Mittelpunkt des Interesses. In der Vergangenheit ist bei einer Kniegelenkverletzung die Band- und Meniskusverletzung in den Vordergrund gestellt und der begleitenden Knorpelverletzung zu wenig Beachtung geschenkt worden.

Ein anderes Kollektiv der Knorpelschäden bei Leistungssportlern ist im Sinne der Fehl- und Überbelastung zu sehen. Dies kann im Zusammenhang mit Achsabweichung des Beines, wie O- und X-Bein, auftreten, aber auch auf sportartspezifischer (Fehl-)Belastung beruhen, die zum Beispiel durch eine fehlerhafte Technik bedingt sein kann.

Die Diagnostik von Knorpelschäden kann, nachdem mit konventionellen Röntgenbildern Knochenverletzungen und mittels Ultraschall Gelenkerguss und eventuell Meniskusverletzung abgeklärt worden sind, im Wesentlichen über die Kernspintomographie mit speziellen Knorpelsequenzen erfolgen. Eine endgültige Beurteilung gelingt häufig erst im Rahmen der Kniegelenkspiegelung, bei der die Oberflächenbeschaffenheit direkt mittels Tasthaken - also mechanisch - überprüft wird. Die Behandlungsmaßnahmen für Knorpelschäden sind in konservative und operative Maßnahmen zu trennen.

Bei der medikamentösen Therapie greift man auf eine systemische Applikation mit Tabletten und auf eine lokale Injektion in das betroffene Gelenk zurück. Die begleitenden physikalischen Maßnahmen sollen die Beweglichkeit des Gelenkes wieder herstellen, die Muskeln kräftigen, die Führung des Gelenkes optimieren und Begleitprobleme wie Gelenkerguss mittels Lymphdrainage therapieren. Bei unfallbedingter Instabilität kann eine vorübergehende Hilfsmittelversorgung durch Knieschienen sinnvoll sein.

Im Rahmen der medikamentösen Therapie ist zu differenzieren zwischen Substanzen, die den allgemeinen Schmerz- und Reizzustand behandeln, wie z. B. Diclofenac und Ibuprofen (nicht-steroidale Antiphlogistika), und Medikamente, die in die Versorgung des Knorpelgewebes selber eingreifen. Als Vertreter für die zweite Gruppe sind Substanzen wie Glucosaminsulfat und Ademetionin zu nennen. Bei den Substanzen, die per Injektion in das Gelenk eingebracht werden, unterscheidet man generell zwischen Medikamenten, die schmerzlindernd und solchen, die ernährend wirken. Bei einer Kniegelenkpunktion können z. B. Lokalanästhetikum plus ein Cortisonpräparat zur Schmerzlinderung und Reduktion des entzündlichen Prozesses appliziert werden. Als Nährstoff steht die Hyaluronsäure in verschiedenen Formen als Bestandteil der Knorpelstruktur zur Verfügung. Die Injektion soll zu einer Verbesserung der Ernährung und der Gleitfähigkeit des Knorpels im Sinne einer "Gelenkschmierung" führen. Hier gibt es eine reichhaltige Palette an Präparaten, die zum Teil aus Hahnenkammextrakten gewonnen oder künstlich im Labor hergestellt werden. Meistens wird eine Hyaluronsäure-Kur mit drei bis fünf Injektionen alle sieben bis zehn Tage empfohlen.

Die Hilfsmittelversorgung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Orthopädietechniker, richtet sich nach dem jeweiligen Problem im Bereich des Gelenkes und kann von elastischen Bandagen bis hin zu Gelenkschienen mit voreingestellten Bewegungsausmaßen erfolgen. Der Erfolg dieser Behandlung ist vom Ausmaß des zu therapierenden Schadens abhängig. Generell gilt, je geringer der Schaden, um so wirksamer sind die Maßnahmen.

Bei den operativen Maßnahmen im Bereich des Leistungssportes dreht sich alles um den Gelenk- und somit Knorpelerhalt. Im Rahmen einer Kniegelenkspiegelung wird der Schaden untersucht, dokumentiert und therapiert. Die Reparaturverfahren wie die Anbohrung oder Mikrofrakturierung sollen durch eine Perforierung des unter dem Knorpel liegenden Knochens über die resultierende Blutung einen Heilungsprozess in Gang setzen. Das Ausheilungsergebnis kann leider den hochwertigen hyalinen Knorpel nicht gleichwertig ersetzen, führt aber zu der Ausbildung eines Ersatzknorpels. Dieser weist die elastischen Eigenschaften des ursprünglichen Knorpels nicht auf und hält einer langfristigen Belastung auf Grund biomechanischer Defizite nicht stand, verhindert aber ein schnelles Fortschreiten des Knorpelschadens und ist gut für kleinere Defekte geeignet. Falls es im Rahmen der Verletzung zu einem Ausbrechen eines Knochen-Knorpelfragmentes gekommen ist, sollte alles daran gesetzt werden, das Originalgewebe durch eine Refixation zu erhalten.

Verschiedene rekonstruktive Operationsverfahren verfolgen den Ansatz, den ursprünglichen Knorpelschaden wieder durch belastbaren hyalinen Gelenkknorpel auszubessern. Dieses kann man durch den Transfer von körpereigenem Knorpelgewebe aus einer wenig beanspruchten Region in den Schaden erreichen oder durch die Anzüchtung von Knorpelzellen im Labor. Die im Labor vermehrten Knorpelzellen werden in einem zweiten Eingriff entweder in flüssiger Form oder an eine Gewebematrix gekoppelt eingebracht. Diese Verfahren münden im Idealfall in hyalinartigem Gewebe, welches als Annäherung an das ursprüngliche Knorpelgewebe zu verstehen ist. Die rekonstruktiven Verfahren sollten für größere Knorpelschäden zum Einsatz kommen, da ein unbehandelter Knorpelschaden vor allem bei Sportlern mit hohen Belastungen zwangsläufig zu einer Beschädigung des gegenüberliegenden Gelenkpartners und des Meniskus führt und somit einem dem Alter des Patienten vorauseilenden Verschleiß des betroffenen Gelenkes Vorschub leisten würde.

In vielen Bereichen wird über Einsatzmöglichkeiten der Gentechnologie im Sinne von therapeutischen Möglichkeiten von knorpelspezifischen Wachstumsfaktoren etc. geforscht. Hier muss die Weiterentwicklung abgewartet werden, bevor die Behandlungsmaßnahmen breiten Bevölkerungsgruppen zur Verfügung gestellt werden können. Leider werden die innovativen Behandlungsmaßnahmen für Knorpelschäden auf Grund des Abrechnungssystems in Deutschland derzeit erheblich gebremst. Generell hat der Wissensstand aus dem Jahre 1743 von W. Hunter weiterhin Gültigkeit, dass ein einmal zerstörter Knorpel nie wieder so gut wie das Originalgewebe hergestellt werden kann.

Priv.-Doz. Dr. med. Christian H. Siebert, Gehrden